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2018

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CAROUSEL

Musical von Richard Rodgers und Oscar Hammerstein II
Deutsche Fassung von Henry Mason

Fußballfans kennen ihn in- und auswendig – den Song „You'll Never Walk Alone“. Seit über 50 Jahren gilt die Nummer in der Interpretation der britischen Popband „Gerry & the Pacemakers“ als die ultimative Fußballhymne. Dabei wissen wahrscheinlich nur die wenigsten, dass das Lied eigentlich von Richard Rodgers und Oscar Hammerstein II – den erfolgreichsten Musical-Autoren der 40er und 50er Jahre stammt und für das Musical "Carousel" entstand. Am 19. April 1945 wurde es am Broadway uraufgeführt und über zwei Jahre vor vollem Haus gespielt. Die tragische Liebesgeschichte von Billy Bigelow und Julie Jordan basiert auf Molnárs Bühnenstück „Liliom“. 1972 holte Marcel Prawy „Carousel“ an die Volksoper Wien, 46 Jahre später setzt Regisseur Henry Mason den Klassiker in seiner eigenen Übersetzung gemeinsam mit seinem Ausstatter Jan Meier ebenda in Szene.

 

Masons deutsche Fassung von "Carousel" wird von Concord Theatricals vertreten.

Eines muss man der Wiener Volksoper lassen. Unter der Direktion von Robert Meyer hat sich das Haus am Gürtel in den vergangenen Jahren eine absolute Kompetenz in Sachen klassisches Musical erarbeitet. Eine szenische wie musikalische Souveränität, die auch bei dem Broadway-Hit „Carousel“ von Richard Rodgers (Musik) und Oscar Hammerstein II (Buch) zum Tragen kommt.
Denn es ist alles andere als einfach, dieses auf Ferenc Molnárs „Liliom“ basierende Werk auf die Bühne zu bringen. Regisseur Henry Mason – er ist auch für die gute, deutschsprachige Fassung verantwortlich – und seinem Team gelingt das aber über weite Strecken sehr zwingend. In der geschmackvollen Ausstattung von Jan Meier (es gibt etwa ein Karrussell, Meereslandschaften oder einen Sternenhimmel) kann sich die Geschichte ... gut entfalten ... Insgesamt eine kluge Umsetzung, die auch dank der Choreografie (Fransesc Abós) sehr stimmig ist. ... Bleibt nur zu hoffen, dass sich dieses Karussell noch lange dreht.

Kurier, 19.3.2018

Als Marcel Prawy das Musical 1972 als deutschsprachige Erstaufführung an der Volksoper herausbrachte, war’s eine Pleite. Umso mehr überrascht Henry Masons überaus erfolgreiche Produktion. Seine Inszenierung ist klarlinig, schlicht, unterhaltsam. Liebenswert. Harm-, aber nicht charmelos.

Kronen Zeitung, 19.3.2018

Glänzende Volksopern-Premiere von "Carousel" in der Inszenierung von Henry Mason

Die deutschsprachige Erstaufführung von Rogers & Hammersteins Musical "Carousel" an der Wiener Volksoper war 1972 ein veritabler Flop, obwohl dieses Stück nach Ferenc Molnárs Vorstadtlegende "Liliom" am Broadway und in London höchst erfolgreich war. Am Samstag war wiederum Premiere, diesmal in der Inszenierung von Henry Mason, die alles andere als ein Flop war. Ganz im Gegenteil, die Volksoper erzielte einen glänzenden Premierenerfolg.
"Carousel" ist das zweite Musical des Broadway-Dreamteams der 40er- und 50er-Jahre und stellte selbst diese absoluten Theaterprofis vor große Herausforderungen. Denn "Liliom" ist kein einfaches Stück, sondern höchst vielschichtig, was sich auch an den musikdramaturgischen Mitteln zeigt. So gibt es große Arien genauso wie pantomimische Ballettszenen und den üblichen Vaudeville-Klamauk. Eigentlich ein wüstes Konglomerat, für das es eine geschickte Hand braucht, das zusammenzuhalten.
Das ist Henry Mason in der prachtvollen Ausstattung von Jan Meier und mit der hinreißenden Choreografie von Francesc Abós mehr als nur gelungen. Mason hat gar nicht versucht, die Geschichte in die heutige Zeit zu verlegen, obwohl es massenhaft Bezüge gibt, sondern lässt sie im leicht verstaubten Mief der 40er-Jahre. ... Henry Mason hat hier ganze Arbeit geleistet, und ein Stück ohne sichtbare Aktualisierung für das Heute greifbar werden lassen, ohne dabei auf Sentiment und Unterhaltung zu verzichten. ... Ein fulminant langer, aber auch ebenso unterhaltsamer Abend. Sechs von sechs Sternen.

OÖ Nachrichten, 19.3.2018

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Daniel Schmutzhardt (Billy) (c) Barbara Pálffy

2017

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KUNO KANN ALLES

Kinderstück für alle ab 4 von Henry Mason

Kuno kann alles, das glaubt zumindest Kuno. Nicht nur Zirkustricks, Kung Fu und hundert Kugeln Eis auf einmal essen, sondern auch Ungeheuer erfinden. Drachen zum Beispiel: grüne Drachen, die Feuer speien und in dunklen Höhlen hausen. 

 

Karo hingegen kann nichts Besonderes, das glaubt zumindest Kuno. Aber weil sie Kunos beste Freundin ist, muss sie unbedingt mit von der Partie sein, wenn Kuno loszieht, um diesen Drachen zu fangen. Und so beginnt eine abenteuerliche Reise, durchs Abwasserrohr in den Wald, den Fluss entlang und den geheimnisvollen Drachengletscher hoch. Kunos Fantasie bringt die beiden dabei in ganz schöne Schwierigkeiten. Zum Glück hat Karo immer ihre Siebensachen mit...

 

Eine Geschichte über verborgene Schwächen und ungeahnte Talente und darüber, wie wichtig Freunde sind – vor allem, wenn man von einem wütenden Drachen durch den Wald gejagt wird.

Dieser Kuno kann Kindertheater: Uraufführung von Henry Masons "Kuno kann alles" für Kinder ab 4 im Theater des Kindes.

Zwei Stecken und ein Haufen Fantasie – das ist alles, was es braucht, und Kinder tauchen in die wunderbarsten Welten ein. Wenn es zwei Schauspieler gibt, die Stecken zu einem bekletterbaren Gerüst veredelt wurden und die Fantasie von Henry Mason im Spiel ist – dann dürfen die Erwachsenen gleich miteintauchen in eine Welt, in der Drachen und Abenteuer locken.
"Kuno kann alles" heißt das Stück von Henry Mason für Kinder ab vier Jahren, das am Freitag im Theater des Kindes seine Uraufführung erlebte. Kuno, das ist ein vorlautes, aber liebenswertes Kerlchen, ein Dauer-Quatschkopf mit großer Klappe, großen Plänen und kleinem Zuhör-Potenzial. Kuno kann Kung-Fu, 100 Kugeln Eis essen, ohne Bauchweh zu bekommen, und neue Eissorten erfindet er auch noch. Matthias Hacker versprüht ab Sekunde eins Energie, verbiegt sich, singt und zeigt sein komisches Talent nicht nur, wenn er Fliegen mit der Zunge fängt.
Ihm hinterher stapft Parade-Nerd Karo (Simone Neumayr): Brille, dicke Zöpfe, karierter Rock und ihren Koffer mit sieben Sachen im Schlepptau. Die Angst steht ihr ins Gesicht geschrieben, als Kuno ankündigt, das Ziel sei es jetzt, einen Drachen zu jagen. Weil erstens, er hat gar keine Angst, zweitens, er glaubt, Karo kann nichts Besonderes und drittens, Kuno kann doch eh alles!
Die Abenteuerreise auf dem, unter dem und in dem wandelbaren Klettergerüst, das Michaela Mandel konzipiert hat, ist eine turbulente, kurzweilige Angelegenheit, eine voll Witz und gewürzt mit jenen Slapstick-Einlagen, die junge Besucher so lieben. Die Älteren dürfen sich auch an den starken, einprägsamen Bildern und wunderbar altmodischen Tanzzitaten (Musik: David Wagner) erfreuen, in denen der Salzburger-Festpiel-erprobte Regisseur Henry Mason seine Darsteller immer wieder präsentiert.
Die erste Hälfte des Stücks spielt Neumayr ohne Worte und erzählt mit ihrer Körpersprache doch mehr als andere an einem Abend. Erst im Angesicht des Ungeheuers findet sie ihre und auch noch gleich die Drachensprache wieder, und die ist dann herrlich komisch. Am Ende ist klar: Kuno kann nicht alles, Karo viel mehr – und zu zweit klappt’s am besten.
Theater für die Kleinsten auf höchstem Niveau, auf das dürfen sich die Besucher im Linzer "Theater des Kindes" schon lange verlassen. "Kuno kann alles" ist wieder ein wunderbares Stück, herrlich gespielt und gewitzt inszeniert. Ein Stück, das auch die Kleinen nicht überfordert, sondern verständlich, schnörkellos und temporeich erzählt und einen vergnüglichen Theaternachmittag garantiert.

OÖ Nachrichten, 21.10.2017

Karo und Kuno erobern die Herzen

Regisseur Henry Mason hat sich für die kleinen Theaterbesucher ein tolles Stück ausgedacht. ... Dass Kuno fast alles und Karo so einiges drauf hat, sorgt für Vergnügen im Linzer Theater des Kindes. ... Am Ende geht es um Freundschaft, die am besten funktioniert, wenn jeder seine Talente einbringen kann. Und zu zweit meistert man brenzlige Situationen sowieso immer am besten. ...
Matthias Hacker als sympathischer Angeber und Simone Neumayr als anfänglich verzopfe Karo erobern sofort die Herzen der Zuschauer. Ausgestattet mit feinfühligem, cleverem, offenherzigem und spritzigen Spieltrieb sorgen sie für viele Lacher. Zudem glückt es, die Fantasiewelt, die sie durchklettern, -schwimmen und -kriechen ganz echt rüberzubringen. Eine tolle Inszenierung!

Kronen Zeitung, 21.10.2017

Autor und Regisseur Henry Mason ist eine köstliche Geschichte über Freundschaft für alle ab vier gelungen, die sich grandios steigert und in den Bann zieht. Die vielen Gags, mit denen das 50-minütige Stück gespickt ist, erheiterten am Freitag bei der Uraufführung nicht nur das kleine, sondern auch das große Publikum im Linzer Theater des Kindes. ...
Fantasie ist gefordert, wenn es ums Bühnenbild (Michaela Mandel) geht: Der Kletterturm mit den beweglichen Teilen wird spielend leicht zum stinkenden Abwasserrohr, zum Berg oder gar zum Drachen. Und David Wagner hat in bewährter Manier die locker-flockigen Songs dazu herausgehauen, von denen einige das Zeug zum Ohrwurm haben.
Und wenn es notwendig ist, dann hat auch Karo etwas zu sagen und Kuno ist schließlich beeindruckt und erkennt, dass man gemeinsam (fast) alles kann. Abgesehen davon hört man auch nicht jeden Tag einen Drachen sprechen. Mitreißend, unterhaltsam, freundschaftlich.

Neues Volksblatt, 21.10.2017

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Matthias Hacker als Kuno (c) Christian Herzenberger
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WIE MAN GÖTTER DÄMMERT

Komödie von Henry Mason

Die Götter von Asgard – unsterblich, reich und stur – haben ein Problem. Um nicht zu sagen: ein ganzes Heer davon. Familienzwiste und Intrigen, Attentate, Affären und der kalte Krieg mit den Eisriesen machen ihnen die Hölle heiß.

Doch als den Göttern die goldenen Unsterblichkeitsäpfel ausgehen und Baldur, der jüngste, glücklichste und geliebteste unter ihnen, von seinem eigenen Ende zu träumen beginnt, beschleicht sie die Angst vor einer endgültigen Götterdämmerung.

Zum Glück gibt es da Loki Lügenschmied, den göttlichen Handlanger, der tausend Tricks auf Lager hat und jede Herausforderung mit Witz, Charme und Tücke meistert. Doch auf wessen Seite steht der unberechenbare Loki wirklich? Wird er den Untergang der Götter aufhalten – oder beschleunigen?

Die Mythen der Wikinger, die Geschichten der nordischen Götter, sind vielfach in Vergessenheit geraten – zu Unrecht. Grotesk, bildgewaltig, berührend, urkomisch und tragisch zugleich ist diese wunderbare Mythologie. Neun Erzählstränge daraus hat Autor und Regisseur Henry Mason zu einer göttlichen neuen Komödie verwoben.

Eine starke Darstellerriege – ergänzt um einen Laienchor aus der Region, dem „Chor der Normalsterblichen“ – und ein fantasievolles Kreativteam hauchen im Sommer 2017 diesen wunderbaren alten Fabeln um Odin, Thor, Loki, Freya und Co. in der ehemaligen Färberei Halle der Kulturfabrik Helfenberg neues, unerwartetes Leben ein.

 

Der Mensch hat seinen Göttern seit jeher einen Strauß menschlicher Sehnsüchte und Nöte in die Hand gedrückt. Götter sind zum Erhöhen da, damit wir nicht so erniedrigt dasitzen, wenn die Welt den Bach runtergeht. In Henry Masons vor Fantasie strotzender Komödie "Wie man Götter dämmert" hängen die Überirdischen selbst in den Seilen. Sie haben zu lange nichts anderes als ihre Eitelkeiten gepflegt. Aber mit der Unsterblichkeit ist es Essig, wenn die Äpfel der ewigen Jugend nicht mehr nachwachsen.

Mason hat die dreistündige Komödie (mit Pause) um die göttlichen Wikinger-Mythen auch selbst inszeniert. Am Mittwoch fand in Helfenberg die Uraufführung statt.

Eines vorweg: Das Ensemble ist ein Kraftwerk, das auf einer dem Publikum zugeneigten Rampe (Bühne: Harald Bodingbauer) Sätze, Pfiffigkeiten und triviale Witzchen ("Alles hat ein Ende, nur die Wurst ...") wie Blitze einschlagen lässt. Keine Anspielung auf aktuelle Machtstrukturen ist zufällig, alles ist als Metapher zu lesen, welch unglückliches Händchen der Mensch bei der Wahl seiner Götter hat.

Oben die Oberen – unten wir, der Kollateralschaden, der uns auf der Bühne als "Chor der Normalsterblichen" (Helfenbergs routinierte Laiendarsteller) vertritt. Halb Riese, halb Gott, ist Loki (Christian Graf) einer, dem weder die Welt noch der Himmel traut. Der Feuertrickser und Lügenpriester wird in der Götterfamilie nolens volens wieder aufgenommen. Sein Blutsbruder und Übervater Odin (Alfred Rauch) hat die Zügel schleifen lassen, aber zusammen mit seiner Frau Frigg (Doris Hindinger) und deren Sohn, dem sonnigen Baldur (Matthias Hacker), pressen sie Loki ins Team. Zur Hochzeit jubeln sie ihm aber doch statt der anmutig Ewige-Jugend-Äpfel produzierenden Goldhaar-Schönheit Freya (Daniela Dett) die überwuzelte Sigyn (Göttin der Treue/Barbara Spitz) unter, und Loki entlarvt sich alsbald als korruptes Gfrast. Freia-Dienerin Gullveig (Simone Neumayr) ist längst vom Riesen-König Thiassi (Markus Weitschacher) als Spionin eingeschleust. Da kann Thor (Alexander Jagsch) noch so den Hammer schwingen und der blinde Hödur (Rafael Schuchter) auf das Gute hoffen. Die Spirale dreht sich ob Lokis bestialischer Kinder (Schlange, Wolf und schreckliches Mädchen – allesamt prächtige Puppen von Rebekah Wild) in einer beklemmend trashigen Schlacht der Apokalypse entgegen. Ein wort- und spielverliebter Abend für Herz, Hirn und dickes Sitzfleisch. Viele applaudierten ausgelassen im Stehen.

OÖ Nachrichten, 28.7.2017

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Christian Graf als Loki (c) Klaus Huemer

2016

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DIE AUTOMATISCHE PRINZESSIN

Fantastische Fabeln aus 1001 Nacht

Ein Stück für alle ab 6 von Henry Mason

Geschichten über Geschichten über Geschichten: Shadiyyah und Mabubah helfen ihren exzentrischen Eltern, den gemeinsamen Wunderladen im Bagdader Bazar zu führen. Als aus heiterem Himmel der Kalif alle Frauen und Mädchen öffentliche Tätigkeiten verbietet, werden die beiden Schwestern in die Flucht getrieben. So beginnt eine fantastische Reise in der Welt der 1001 Nacht, eine Welt von gigantischen Vögeln und Magnetbergen, Feuergeistern und bösen Zauberern, sprechenden Sitzmöbeln und fliegenden Teppichen, die sie auf den Grund des Ozeans und in die tiefste Wüste führen soll, zur sagenumwobenen Messingstadt selbst. Unterwegs aber entdecken sie ein schreckliches Komplott, das um jeden Preis verhindert werden muss. Der Schlüssel zu allem ist die geheimnisvolle automatische Prinzessin...

 

Eine Liebeserklärung an das Geschichtenerzählen und eine wundersame Entdeckungsfahrt in die Welt von Scheherezades Erzählungen. Mit Witz und Phantasie wird der Kosmos der »Tausendundeinen Nacht«  zu theatralischem Leben erweckt. Zahllose ineinander verschachtelte Geschichten bilden ein herrlich komisches Labyrinth, aus dem die Erzähler selbst nur mit Müh und Not wieder herausfinden. 

Zauberhaft: „Die automatische Prinzessin“ im Theater der Jugend
In eine Zeit, in der es im Orient noch „schön war und friedlich und froh“, in der Teppiche fliegen konnten und Wünsche von einem Feuergeist aus der Flasche erfüllt wurden, entführt das Theater der Jugend in seiner neuen Produktion „Die automatische Prinzessin“ von Henry Mason, der sein an Geschichten aus „1001 Nacht“ angelehntes Stück am Freitagnachmittag in Wien zur Uraufführung brachte. (...) Für „Die automatische Prinzessin“ hat der geborene Brite Mason Motive aus den Erzählungen aus „1001 Nacht“ gewählt und kunstvoll ineinander verwoben. Was einst Prinzessin Scheherazade dem König erzählte, um von ihrer geplanten Ermordung abzulenken, wird im Theater der Jugend zu einem packenden Märchen (fast) fern jeglicher Blutrünstigkeit. (...)
Das fünfköpfige Ensemble schafft es mithilfe der liebe- wie fantasievollen Kostüm-Ausstattung von Anna Katharina Jaritz, blitzschnell zwischen mehr als zwei Dutzend Rollen zu wechseln. (...) Liebevolle Details wie etwa ein zu einer Möwe umgestalteter Kindergummistiefel, eine leuchtende Schatzkiste oder zu Schlangen umfunktionierte Seile komplettieren eine im wahrsten Sinne des Wortes zauberhafte Produktion, die den jungen Zuschauern (ab 6 Jahren) nicht nur die Mythen des Orients näherbringt, sondern auch ein starkes Frauenbild vermittelt. Langer Applaus für einen sehr gelungenen Abend.

APA/Tiroler Tageszeitung Online, 13.2.2016

Eben erst hat Henry Mason an der Wiener Staatsoper das persische Märchen „Fatima“ von Johanna Doderer inszeniert. Nun begibt er sich für das Theater der Jugend – in den letzten Jahren sein „Stammhaus“ – noch viel tiefer in die Welt orientalischer Phantastik, Mystik und Komik. Er hat eine Unzahl von Motiven aus „1001 Nacht“ zu dem überbordenden Stück „Die automatische Prinzessin“ zusammengefügt, das im Renaissancetheater mit triumphalem Erfolg herauskam.
Zu den bekannten Motiven – Aladins Wunderlampe ist ebenso dabei wie der fliegende Teppich (szenisch höchst drollig gelöst), scheußliche Fabeltiere und skurrile Verwandlungen – hat Mason eine eigene Geschichte geschaffen, die sich im Grunde vor allem um die Emanzipation dreht. (...)
Wie immer bei Henry Mason werden die Schauspieler bis auf äußerste gefordert: Unglaublich, dass er einen wahren Kosmos von Gestalten (Menschen plus Tiere, plus Geister) von nur fünf Darstellern verkörpern lässt! Die Blitzumzüge allein sind Meisterleistungen. Zauberhaft die beiden jungen Damen Sandra Lipp und Claudia Kainberger, wahre Temperamentsbomben. Herrlich in „allen Rollen“, ob jung, ob alt, ob gut, ob böse, ob ein Sofa, ob ein Automat, die Herren Frank Engelhardt und Stefan Rosenthal. Und dazu das Komiker-As des Abends: Christian Graf, köstlich schon als Mutter (auf dem fliegenden Teppich!), hinreißend als Dschinn, ganz in Gelb – der zeigt, was so ein Flaschengeist drauf hat!
Den Schauspielern kann man nur bestätigen: Wer in einer Henry-Mason-Inszenierung besteht, der wird auf seinem Berufsweg vermutlich auf keine unüberwindlichen Schwierigkeiten stoßen… Das Publikum empfing die Aufführung mit einem Jubelschrei.

Der neue Merker, 13.2.2016

Nein, das wissen nicht nur die Pixar-Studios: dass, was man für Kinder produziert, auch von Erwachsenen konsumiert wird, weshalb ein guter Film, ebenso wie ein gutes Theaterstück für Kinder, auf mehreren Ebenen funktionieren sollte. Henry Mason, der schon in der Vergangenheit für hervorragende Produktionen im Theater der Jugend verantwortlich gezeichnet hat und nun das von ihm nach Motiven der Geschichten aus „1001 Nacht“ gefertigte Stück „Die automatische Prinzessin“ selbst inszeniert, streut eine ganze Menge Verweise und Scherze für uns Begleitpersonen ein: den Witz vom Dschinn und dem Gin Tonic etwa. Oder den kurzen, wehmütigen Satz über die vergangene Schönheit Bagdads. Den die Kinder nicht verstehen werden, genauso wenig, wie sie ahnen können, dass „Die automatische Prinzessin“ auch als Kommentar auf die Rolle der Frau in der islamischen Welt gelesen werden kann.
Doch die Botschaft, wie denn die Unterdrückung von Frauen und Mädchen so funktioniert, kommt auch so an, da braucht man keine Nachrichten verfolgt zu haben: Im Mittelpunkt des Stücks stehen zwei Schwestern, die mit ihrer Mutter gemeinsam einen Laden im Bazar betreiben, ein ganz kurioses Geschäft ist das, mit allerlei Kostbarem und Seltsamem aus fernen Ländern, das der Herr Papa von seinen Reisen so mitgebracht hat. Ein heiteres Leben! Bis der alte Kalif stirbt. Der junge übernimmt die Macht – und verbietet als erste Amtshandlung den Frauen, Geschäfte zu führen. Sie seien zu zart, um Handel zu treiben und zu feilschen. Ja, so ist sie, die Frauenfeindlichkeit, sie nimmt, ob in Ost oder West, gern die Beschützerpose ein.
Nun wird es gefährlich, denn Papa ist noch auf Reisen, die Mädchen (Sandra Lipp und Claudia Kainberger) wollen sich nicht fügen, es folgt eine wilde Verfolgungsjagd durch die Palastwache, die darin gipfelt, dass die Wache sich vor den Mädchen erschreckt, einer von vielen kleinen, entzückenden Momenten, die diesen Theaternachmittag ausmachen, in dessen Mittelpunkt die automatische Prinzessin steht: Sie ist eigentlich ein Apparat, von einem Zauberer erschaffen, der sich vor lebendigen Frauen fürchtet – wieder eine Variante der Misogynie. Diese schnarrende, glitzernde Kreatur sagt zu jedem Mann, der ihr nahekommt: „Du bist mein Gott.“ Was auch den Feuergeist, eigentlich ein lieber Kerl, maßlos bauchpinselt.
Ein Sonderlob gebührt Bühne (Michaela Mandel) und Kostüm (Anna Katharina Jaritz), die eine orientalisch-okzidentale Wunderwelt hingezaubert haben, in der sich Pickelhaube mit Pluderhose, Monokel mit Turban mischt und ein altes Hippie-Gefährt als Bagdader Kramladen dient. Und den Schauspielern, von denen fast alle zeigen dürfen, dass man als Mann eine Frau, als Frau einen Mann darstellen kann, so natürlich, dass man sich etwa keine bessere Dalilah vorstellen kann als die von Christian Graf gespielte. Als ginge es auch auf dieser Ebene darum, die Quintessenz des Stücks zu verdeutlichen: dass es „egal ist, ob Mann, Frau, Sofa oder Feuergeist“ – also zumindest in einer Welt, in der es Feuergeister gibt und so ein Sofa in Wirklichkeit ein verwandelter Vater ist.

Die Presse, 14.2.2016

Zwei alte Männer mit bodenlangen Bärten behaupten, sie seien einmal junge Mädchen gewesen. Einen reizvolleren Beginn einer Theatervorstellung kann es nicht geben! Da hüpft das Transgender-Herz genauso, wie das Gehirn der Fantasy-Freunde bebt. Zugetragen haben sich die in der Folge erzählten Ereignisse in Bagdad in einer längst vergangenen Zeit, als es dem Kalifen einfiel, den Frauen der Stadt jede außerhäusliche Tätigkeit zu verbieten.
Die Flucht der Protagonistinnen führt entlang von Motiven aus den Märchen von Tausendundeiner Nacht an wundersame Schauplätze und zu seltsamen Begegnungen, die Henry Mason (auch Regie) zu einer prallen Geschichte zusammengebaut hat: ein Erlebnisparcours für Menschen, die von den Grenzen (z. B. der Realität) nur bedingt etwas halten.
Ein Schiffskapitän mit drei Meter Bauchumfang; eine Wäscherin mit fünf Meter Hüftumfang (Kostüme: Anna K. Jaritz); ein sprechender Kopf; ein Magnetberg, der den Segelschiffen in einer schönen Slapstickszene alle Nägel zieht; eine Schlangenhöhle; eine Wunderlampe mit Geist; fliegende Teppiche; Menschengulasch; ein sprechendes Sofa; der gigantische Vogel Rokh und die gefährlichen Wâk-wâk-Inseln: All das gehört zur Automatischen Prinzessin.
In Masons Neuverdichtung alter Fabeln liegt viel Potenzial. Das Stück haucht alten Motiven ganz cool neues Leben ein. Und es überwindet Grenzen: zwischen den Kulturen, den Geschlechtern, zwischen Mensch und Maschine, zwischen Realität und Fiktion.

Der Standard, 16.2.2016

Fliegende Teppiche, der Riesenvogel Rokh, eine Wunderlampe samt ausgeflipptem Dschinn, die verwunschene Insel Wak-Wak, die geheimnisvolle Messingstadt - Regisseur Henry Mason entfaltet im Theater der Jugend mit diesen Ingredenzien einen fantastisch-magischen Erzählraum.
Sein Stück "Die automatische Prinzessin", das zwei Schwestern auf eine wilde Reise durch einen wundersamen Orient schickt, ist frei erfunden, doch Regisseur und Autor Mason nimmt viele Anleihen bei der Märchensammlung "1001 Nacht". Der freie Umgang mit der Vorlage ist naheliegend, schließlich gibt es kein Original, vielmehr wurde die Geschichtenkollektion von vielen Erzählern über die Jahrhunderte hinweg erweitert, umgeschrieben - und prägt bis heute das Bild eines mythischen Orient.
Im Theater der Jugend genügen Mason wenige Mittel, um sagenumwobene Regionen heraufzubeschwören, dabei kommt Objekttheater effektvoll zum Einsatz: Ein umgestülpter Gummistiefel stellt eine Möwe dar, ein Seidenvorhang wird zum Monstervogel, ein Teppich auf Rädern wird zum Flugobjekt, leuchtende Fäden markieren den Meeresgrund. Im Zentrum der Bühne von Michaela Mandel steht ein wandlungsfähiger VW-Bus, der Gefährt, Wohnraum, Kaufmannsladen und vieles mehr darstellt.
Das fünfköpfige Ensemble, allen voran Christian Graf als exzentrischer Dschinn, verkörpert eine Vielzahl an Rollen. Die verschlungenen Handlungsfäden werden episch, also mit den Mitteln des Erzähltheaters, entwirrt. Die zweieinhalbstündige Aufführung ist überbordend, maßlos und nimmt schier unglaubliche Wendungen - und trifft damit die Faszination der Geschichten aus "1001 Nacht" punktgenau.

Wiener Zeitung, 17.2.2016

Ganz nach der Erzählweise von 1001 Nacht schuf Mason mit Versatzstücken aus diesem arabisch-indisch-persischen Klassiker ein Kaleidoskop von verschiedenen Geschichten, die höchst kunstvoll ineinander verwoben sind. Dabei verströmen die farbenprächtigen und zugleich witzigen Kostüme von Anna Katharina Jaritz mehr als nur einen Hauch orientalischer Romantik. Alleine das Bühnenbild und die Kostüme sind einen Besuch der Vorstellung wert. Sie sind reinstes Augenfutter, von dem man nicht genug bekommen kann. (...)
Der Subtext, in dem die Überzeugung transportiert wird, dass Mädchen und Frauen dem männlichen Geschlecht in nichts nachstehen und ihre Unterdrückung reine Willkür ist, kommt nicht mit dem pädagogischen Zeigefinger daher. Eingebettet in das turbulente Geschehen, das dem Ensemble ungezählte Rollenwechsel abverlangt, sind die Unternehmungen der beiden Kinder, die darauf abzielen, ein freies und unabhängiges Leben führen zu können, völlig plausibel. (...)
„Die automatische Prinzessin“ entführt in eine versunkene Welt ohne elektronische Gadgets, die so kraftvoll und pur wirkt, wie ihre schillernden Charaktere. Die Inszenierung macht Lust, selbst Abenteuer zu erleben und sei es auch nur beim Schmökern in den Geschichten von 1001 Nacht.

European Cultural News (Online Magazin), 17.2.2016

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Christian Graf, Claudia Kainberger, Sandra Lipp, Frank Engelhardt (c) Rita Newman

2015

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DIE SOMMERNACHTSTRÄUMER

von Henry Mason
nach „Ein Sommernachtstraum“ von William Shakespeare
für Menschen ab 6 Jahren

Wenn am Ende eines heißen Sommertages die Schatten lang werden und schließlich im Dämmerlicht verschwimmen, wenn sich der Mond im Silberspiegel des Waldteiches bewundern kommt und der Duft des wilden Thymians zum Abendstern empor steigt, dann werden im Wald die Elfen wach. Wer da noch durch die Bäume wandert, für den heißt es aufgepasst! Denn der wilde Puck, der drollige Waldgeist, spukt jedem dazwischen, der sich nach Einbruch der Dunkelheit in sein Reich verirrt. Da muss man hoffen, dass man den Kopf oben behält und nicht als Esel aufwacht... 


Nach Motiven aus Shakespeares „Sommernachtstraum“ erzählt Autor und Regisseur Henry Mason von Verwicklungen zwischen Menschen und Feen im Grenzland zwischen Wachen und Träumen. In lyrischer, fantastischer Sprache bietet „Die Sommernachtsträumer“ einen sinnlichen, luftig-leichten Einstieg in die Welt von Shakespeares beliebtester Komödie.

Zum hinreißenden Erlebnis wurde die gestrige erste Uraufführung [beim SCHÄXPIR Festival 2015]: Es ehrt Henry Mason, der heuer zum zweiten Mal bei den Salzburger Festspielen Shakespeare inszeniert – diesmal die "Komödie der Irrungen" auf der Pernerinsel –, dass er seinen Linzer Wurzeln die Treue hält und für das Theater des Kindes "Die Sommernachtsträumer" nach Shakespeare inszeniert. Sein Traumtheater für alle ab sechs Jahren sprüht vor Einfällen, Witz und Tempo, getragen von klingenden Reimen, die dem Meister zur Ehre gereichen. Ausstatterin Anna Katharina Jaritz hat ein atmosphärisches Bühnenbild mit vom Himmel hängenden Regenschirmen geschaffen – wenn das Feenpaar streitet, regnet es, also unentwegt. Originell: Pucks Rock aus gelben Gummihandschuhen. Mason bettet zentrale Motive in eine Rahmenhandlung um eine beinahe gescheiterte Hochzeit, einen liebenswert hyperaktiven Traumtänzer und eine kinderlose Feenkönigin. Erotisches wird, dem jungen Publikum gerecht, kurzerhand in Mutterliebe verwandelt. Das Ensemble strotzt vor Spielfreude: Markus Weitschacher als Energiebündel Willem, Simone Neumayr als überforderte Mutter wie quirliger Puck, Markus Schramm als Bräutigam wie listiger Oberon und Anna Maria Eder als verzagte Braut wie energische Titania. Seine Lichtkunst zelebriert Franz Flieger Stögner , die stimmige Musik ist von Marco Schädler.

OÖN, 27.6.2015

Ein Traum, in jeder Hinsicht, feierte gestern im Linzer Theater des Kindes Premiere. Henry Mason, eminenter Linzer Shakespeare-Kenner, verzauberte dessen „Sommernachtstraum“ in das lyrisch-fantastische Märchen „Die Sommernachtsträumer“.
Masons melodische Reime aus Shakespearscher Eleganz und blumiger Alltagssprache bezaubern Kinder wie Erwachsene. Begeisterter Applaus.

Neues Volksblatt, 27.6.2015

Ein zauberhaftes Bühnenfest: Mason lockt seine kleinen Besucher in das Reich der Feen und Waldgeister, der Trolle und Zauberer und (ent)führt sie mit traumtänzerischer Sicherheit und der Leichtigkeit eines (Shakespeare)Liebhabers in die kindgerechte Welt dieser klassischen Komödie. Dabei spielt er mit Sprache ebenso locker wie seine Darsteller, aus denen er ein Höchstmaß an schauspielerischer Präsenz kitzelt.
Markus Weitschacher etwa beginnt unter Masons Regie beinahe zu leuchten, sei es als phantasiebegabter Bengel oder später als verzauberter Esel mit einem schweren S-Fehler. Simone Neumayr, Anna Maria Eder und Markus Schramm teilen sich die ungezählten anderen Rollen in teils atemberaubenden Kostümen von Anna Katharina Jaritz. Alles in allem: ein Theaterfest – und beileibe nicht nur für Kinder.

Kronen Zeitung OÖ, 27.6.2015

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Anna Maria Eder (Titania), Markus Weitschacher (Willem) © Christian Herzenberger
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DIE KOMÖDIE DER IRRUNGEN

von William Shakespeare
in einer Fassung von Henry Mason

William Shakespeares kürzestes Stück ist auch das einzige, das das Wort „Komödie“ im Titel trägt. Das virtuose Verwechslungsspiel um zwei Zwillingspaare einzig als Farce zu betrachten wäre allerdings verkehrt. Es sind echte Menschen mit echten Abgründen, Konflikten und Seelennöten, die hier ins Komödiengetriebe geraten. Das Aufeinanderprallen von inneren und äußeren Welten ist es, das den Reiz dieses Frühwerkes ausmacht.

Es sind sehr unterschiedliche Handlungsfäden, die Shakespeare hier zu einem kompakten Ganzen webt. Im Gegensatz zu seinem Zeitgenossen Ben Jonson schrieb Shakespeare nur eine einzige wirklich urbane Komödie, eben die der Comedy of Errors. Das Figurenpersonal von Ärzten, Kaufleuten und Huren entlieh er aus Plautus’ Menaechmi, wie auch die Grundhandlung und seine Protagonisten, ein schwer verwirrtes Zwillingspaar. Auf ein zweites Paar Zwillinge, das der beiden Diener, stieß er in Plautus’ Amphitruo, wo Gott Merkur zum Doppelgänger des Knechtes Sosias wird.

Mit nunmehr vier Zwillingen potenziert Shakespeare die Verwechslungen und Fehlannahmen des Grundplots. Schlau fädelt er die Ereignisse so ein, dass dem ortsansässigen Antipholus nach und nach alles entzogen wird, was sein Ich ausmacht – seine Frau, sein Haus, sein Name –, während seinem ortsfremden Bruder eben dies alles in den Schoß fällt, auf so unheimliche Art und Weise, dass er an seinem Verstand zu zweifeln beginnt. Die in Shakespeares Œuvre so häufige Verdoppelung von Identitäten (er war selbst Vater von Zwillingen) bringt stets den Traum oder den Wahnsinn ins Spiel. So auch im Ephesus der Irrungen, das, wie Shakespeare aus der Bibel wusste, ein Ort der bösen Geister, der Teufelsbeschwörer war, wo Antipholus von Ephesus schließlich für verrückt erklärt und einem demütigenden Exorzismus unterzogen wird.

Ephesus, wo Verbote, Gesetze und Verträge den Alltag reglementieren, wird also vom Unmöglichen heimgesucht. Im resultierenden Chaos erweist sich das Netz der (finanziellen) Verbindlichkeiten zwischen den Ephesern als äußerst fragil. In diesem Aufeinanderprallen von Schiffbrüchigen und Ehebrüchigen, Dämonen und Huren, Einzelkämpfern und Doppelgängern wird offenbar, auf welch dünnem Eis man sich bewegt, wenn man nur das für bare Münze nimmt, was der Verstand erfassen kann.

Das traumhafte, irrationale Moment wird mit einer Rahmenhandlung vertieft, die sich auf Motive der mittelalterlichen Romanze Apollonius, König von Tyrosbezieht, die wüste Mär einer vom Schicksal auseinandergerissenen Familie (die Shakespeare später auch als Vorlage für Perikles dienen sollte). Hier ist es die Familie von Egeon, Emilia und ihren Zwillingssöhnen, deren poetische Wiedervereinigung das Stück beschließt. Ihre Sehnsüchte und Nöte verleihen der handfesten Komödie einen schwingenden Klangboden, eine schwirrende Doppelbödigkeit. Die Komödie der Irrungen vereint beides in sich, die Farce und das Märchen; wie immer hat es Shakespeare nicht nur aufs Zwerchfell abgesehen, sondern auch auf die Seele.

Henry Mason

 

Letzte Ausfahrt Shakespeares Eiland inklusive herrlicher Strandbar: Es ist Theater- und Revueglück pur, wenn jedes Ich ein Witz ist, und keiner mehr weiß, wer er ist in der „Komödie der Irrungen“ bei den Salzburger Festspielen. Der Regisseur Henry Mason, der auch das Stück in intelligent-flotte Flutsch-Jamben übersetzt hat, [...] der seinen Shakespeare zunächst einmal als good story begreift, bevor er die Story ins sanft Abgründige aufblättert, hält wunderbar schwindelfrei und geschmackssicher die Balance zwischen Witz und Wut, Spaß und Hirnriss, Gag und Gusto, Komödie und Farce. So ist diese Veranstaltung die erquicklichste, glücklichste und launenmachendste Salzburger Festspiel-Produktion seit langem geworden. Der Insel der Verwirrten wird unter Masons flotter Hand zu einer Insel der tollen Seligen, die ihr falsches Leben in der richtigen Katastrophe wie eine große Lust genießen. [...]
Und so, wie dem Schauspieler und Verwandlungskünstler Florian Teichtmeister eine blaue Kappe genügt, um sich in den Syrakuser Dromio, und eine rot-gelb gescheckte, um sich in den Epheser Diener Dromio hineinzuwerfen und im Übrigen den einen wie den anderen in alle Slapstickereien und Wortklaubereien zu verwickeln und dabei immer den wahnwitzigen human tragikomischen Urgrund dieses Ich-Verlusts mitzuspielen – so wendet der ganze Abend unaufhörlich das Mitlachen ins Mitfühlen, das Zuschauen ins Denken, das Zuhören ins Erfülltsein vom Fugenweltgewicht dieser grotesk Zerissenen und Zerspaltenen. Zu witzig, so festlich, so überwältigend kann Theater sein, wenn es so ist wie hier. Dann ist es aller Mühe, Liebe und Freude wert. Und der Erinnerung sowieso. Mehr muss nicht sein. Jubel. Ovationen.

FAZ, 2.8.2015

Verwechslungen, Verirrungen, Türe auf, Türe zu – William Shakespeare hat sich 1591 mit "Die Komödie der Irrungen" erstmals im komischen Fach versucht. Henry Mason hat das rar gespielte Stück für die Salzburger Festspiele neu übersetzt, zu einem circensischen Spaß mit musikalischer Überhöhung aufgepeppt und am Samstag bei den Salzburger Festspielen auf der Halleiner Perner Insel zu Wasser gelassen, ohne es zu versenken.
Die Komik gedeiht, weil Mason das Stück ernst nimmt. Nach zweieinhalb Stunden tollen alle Darsteller in dem mehr als knöcheltiefen Wasser herum, aus dem sich die runde Bühne (Michaela Mandel) erhebt. Wer sich eine kopfschwere Neudeutung gewünscht hat, der buht eben. Der übermächtige Rest des Publikums feiert die Leichtigkeit des Doppelbödigen, die Mason mit der Einbettung in die 50er Jahre gelungen ist.

OÖN, 3.8.2015

Henry Masons nach dem „Sommernachtstraum“ zweite Arbeit für die Salzburger Festspiele setzt auf eine nestroyhafte Neuübersetzung, geschmeidigen Slapstick, viel Musik und eine wahre Ideenfülle.
Shakespeares frühes Stück – oft als unwichtig gescholten und selten gespielt – ist in Wahrheit eine meisterhaft gebaute (bzw. von Plautus geklaute) Verwechslungskomödie mit saftigen Figuren. Darüber hinaus erzählt sie von der Konstruktion von Identität: Ich bin ich, weil ich die anderen NICHT bin – was ist, wenn dann einer genau so ist wie ich? Und sie erzählt davon, wie der Verlust von sicherem Halt in der Wahrnehmung (die Zwillinge werden dauernd verwechselt, wissen aber selbst nichts davon) eine Gesellschaft kollektiv den Verstand verlieren lässt, bis man nach dem Exorzisten ruft.
Der aus England stammende Regisseur und Shakespeare-Experte Henry Mason hat für diesen spannenden Stoff eine neue Form gefunden und fuhr damit bei den Salzburger Festspielen völlig zu Recht einen Riesenerfolg beim Premierenpublikum ein.
Zum einen übersetzte Mason den Text neu (zum Teil in Reimen) und machte daraus wortspielfreudig und ohne Angst vor der Wuchtl einen ein wenig derben, aber sehr witzigen Nestroy. Wenn der Nestroy-gestählte, wieder einmal großartige Florian Teichtmeister als (ebenfalls verdoppelter) Diener Dromio unverschuldet durch die aberwitzigsten Kalamitäten stolpert und dabei Aphorismen aus der Hüfte schleudert, rechnet man jeden Moment mit einem Couplet zu aktuellen politischen Fragen: Gebrauchtabgeordneter, Bastlerhit!
Soweit geht Mason dann doch nicht. Aber er macht, und das ist sein zweiter gelungener Trick, aus dem Stück ein Musical. Eine hervorragende dreiköpfige Band liefert geschmeidigen Jazzschlager-Sound, und das Ensemble überrascht mit guten Gesangsleistungen.

Kurier, 2.8.2015

Henry Mason hat für die Salzburger Festspiele Shakespeares „Komödie der Irrungen“ neu übersetzt und auf der Perner-Insel in Hallein mit einem wunderbar aufgelegten Ensemble inszeniert. Am Samstag war Premiere dieses wilden, unterhaltsamen und hochmusikalischen Abends, der die Ästhetik von Zirkus, Musical, Stummfilm mit Theaterzauber verschmilzt. [...]
Es ist eine Stärke von Inszenierung und Darstellern, dass sie sich voller Spielfreude und Fantasie auf die Komödie einlassen, darüber jedoch die Figuren nie als Karikaturen bloßstellen. Thomas Wodianka etwa zeigt immer wieder, wie hilflos sich Antipholus von Ephesus fühlt, dem nach und nach genommen wird, was bis dato sein Leben ausmachte: Frau, Haus, Name. Und Meike Droste ist als dessen Gattin Adriana eben nicht nur eine (sehenswerte!) Furie am Rande des Nervenzusammenbruchs, sondern lässt auch die Verletzlichkeit einer (scheinbar) Verlassenen aufblitzen. [...]
Mason inszenierte mit leichter Hand: Schauspieler, Musik, Bühne und Licht greifen scheinbar mühelos ineinander. [...] Als der falsche Antipholus bei der Frau seines Bruders zum Essen sitzt, während sich deren Gatte aus Frust, nicht in sein Haus gelassen zu werden, im Bordell vergnügt, schneidet Mason diese Szenen wie im Film aneinander: Licht-, Musik- und Darstellerwechsel ändern in Sekundenschnelle die Atmosphäre. Wie in diesen großartig gearbeiteten Momenten wirkt die gesamte Produktion beschwingt wie die Jazznummern, die die Darsteller singen, sobald ihre Figuren nicht mehr wissen, wohin mit den Gefühlen.

Merkur.de, 2.8.2015

Bezaubernder Shakespeare im Wasserpark
Mit seiner Inszenierung hat der Brite Henry Mason – der 2013 in Salzburg einen etwas geschmäcklerisch im Society-Milieu angesiedelten „Sommernachtstraum“ zeigte – diesmal ein eindrucksvolles Gesamtkunstwerk geschaffen: Hier stimmt einfach alles, von der Bearbeitung – der Originaltext wurde mit viel Wortwitz angereichert – über die Psychologie, die präzis charakterisierten Figuren bis zur angelsächsischen Comedy.
Patrick Lammer, der mit dem Volkstheater-Ensemble u. a. „Comedian Harmonists“ und „Im weißen Rössl“ blendend einstudierte, sorgt mit seiner Band für Bar- und Musical-Atmosphäre. Jeder spielt mehrere Rollen in dieser Produktion, die Lust wie Schaulust bedient – und doch auch viel erzählt über Identitätsverlust, Entgeisterung, Wahn und Wahnsinn der Liebe. Starker Applaus mit einzelnen hartnäckigen Buhrufen.

Die Presse, 2.8.2015

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Claudius von Stolzmann (Hure) © Klaus Huemer

2014

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DIE UNENDLICHE GESCHICHTE

Teil II: Die Schlacht um den Elfenbeinturm

von Henry Mason
nach dem Roman von Michael Ende

Bühne und Kostüme: Jan Meier

Figurenbau und -training: Rebekah Wild

Musik: Thomas Zaufke

Ton: Franz Flieger Stögner

Bewegungscoach: Lorna Dawson

Kampftraining: Mel Stein

Lichtdesign: Christian Holemy

Glücksritter auf Sinnsuche - "Die unendliche Geschichte" als effektvolles Spektakel im Theater der Jugend

Bücherlesen ist mitunter gefährlich. Bestes Beispiel für die Abenteuer, in die Vielleser geraten können, ist wohl Michael Endes Kinderbuchklassiker "Die unendliche Geschichte". Der Fantasy-Roman, 1979 veröffentlicht, ist nun in zwei Teilen im Theater der Jugend herausgekommen. Teil eins der Adaption von Bastian Balthasar Buxens Irrfahrten feierte im Herbst Premiere. Der zweite Teil - "Die Schlacht um den Elfenbeinturm" - ist derzeit im Renaissancetheater zu sehen.
Der Büchernarr Bastian (konzentriert: Stefan Rosenthal) erhält nach der Rettung Phantásiens den Auftrag, die Fantasiewelt nach seinen Wünschen neu zu gestalten. Durch diese Allmacht schlittert der Protagonist in eine veritable Krise. Die Erschaffung von Phantásien ist demnach eine Reise zu seinem wahren Selbst.
Durch die komplexe und episodenreiche Handlung führt Regisseur Henry Mason mit einem Feuerwerk an effektvollen Regieeinfällen. Es ist eine opulente Inszenierung mit gelungenen Musikeinlagen, dramatischen Kampfszenen, eleganter Choreografie, überzeugendem Puppenspiel - der Glücksdrache Fuchur sieht aus wie ein Drache aus chinesischen Straßenumzügen - und üppigen Kostümen, die an Fantasy-Verfilmungen wie "Der Herr der Ringe" erinnern.

Wiener Zeitung, 22.05.2014

Wieder einmal möchte ich mich melden und mich für die großartige Vorstellung gestern der "Unendlichen Geschichte 2" bedanken. Diesmal war es [mein Sohn], der mir das aufgetragen hat, weil er so über alle Maßen fasziniert und gefesselt war von euch allen! Und das sagt einer, der eigentlich nur an Fußball und PC-Spielen interessiert ist und kaum jemals ein Buch in die Hand nimmt. Ihr schafft es mit eurem Engagement und dieser besondern Form der Liebe zu dem, was ihr tut, und wie ihr es tut, das Publikum nicht nur zu begeistern, sondern auch in dieser Liebe baden zu lassen. Bei Viktor hat es transformierend gewirkt. Nicht nur dass er Theater mag, will er jetzt gerne wieder ein Buch lesen. Wenn das kein Erfolg ist?

Publikumsstimme, 18.5.2014

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Stefan Rosenthal (Bastian Balthasar Bux), Rafael Schuchter (Graógramán) © Rita Newman

2013

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EIN SOMMERNACHTSTRAUM

von William Shakespeare
mit der Schauspielmusik von Felix Mendelssohn-Bartholdy, op. 61
in der Fassung und Übersetzung von Henry Mason

Henry Mason setzt seine Reihe von Shakespeareübersetzungen und -bearbeitungen mit dessen beliebtester Komödie fort. Diese leicht gekürzte Fassung ist auf eine Produktion mit Mendelssohns Schauspielmusik (mit einer Gesamtdauer von ca. 50 Minuten) maßgeschneidert. 

Diese Fassung kommt am 3.August 2013 bei den Salzburger Festspielen zur Uraufführung und ist noch nicht verlegt.

Zauberhafter "Sommernachtstraum" in Salzburg: Shakespeare und Mendelssohn in selten lauer Sommernacht

Ja, dieser Puck. Treibt uns vor sich her, führt uns in die Irre, panscht mit den Säften der Liebe, hat seine boshafte Freude am Durcheinander der Gefühle und kriegt es am Ende doch irgendwie hin. William Shakespeares Frühwerk "Ein Sommernachtstraum" ist die wohl pointierteste und zugleich unterhaltsamste Parabel auf menschliche Unzulänglichkeiten, vor allem in Liebesangelegenheiten. Das Premierenpublikum der Salzburger Festspiele war entzückt und ließ sich Samstagnacht verzaubern. Jubel für alle nach diesem Fest für Theater und Musik im Hof der Residenz.
Die Luft war in Salzburg an diesem Abend selten lau und schwanger. Genau wie "Hippolyta" die Königin der Amazonen. Sie wird ihren Theseus heiraten, aber der muss sich um seine Amtsgeschäfte kümmern und die störrische "Hermia" zur Heirats-Raison bringen. Wirklich entschieden wird das Geschick von uns Sterblichen aber von den Elfen und Zwischenwesen.
Regisseur Henry Mason hat den Salzburger "Sommernachtstraum" mit der Musik von Felix Mendelssohn Bartholdy nicht nur inszeniert, sondern auch neu übersetzt. Und zwar frei, frech und modern. Nicht ohne den einen oder anderen flapsigen, modisch-witzigen Einwurf, der nicht ewig brauchbar sein wird. Aber gestern Nacht lief alles rund und amüsant wie sommerliches Freilufttheater nur sein kann.
Mason und sein Bühnenbildner Jan Meier haben das Mozarteum Orchester auf eine Tribüne hoch über die eigentliche Bühne gesetzt. Damit gewinnen die beiden an Tiefe, die der Residenzhof eigentlich nicht hat. Nur dort, im undurchsichtigen Wald, ist der richtige Platz für die Ränkespiele der Halbwesen und die Verwirrungen der Liebe, die in ihrem Wahnwitz schmerzhaft ans Herz gehen.
Spielerisch leicht verbindet der Regisseur die moderne, gegenwärtige Spielebene der fürstlichen Hochzeit mit dem antiken Treiben der Geister und der ohnehin zeitlosen Tollpatschigkeit aller Verliebten. Da versagt auch das satellitengestützte Navigationssystem kläglich und ist so sympathisch-lächerlich wie der Mond aus LED-Lampen um den Hals von Laienschauspieler "Robbie Schlucker". Nichts bockt und wehrt sich in dieser Inszenierung, in der sogar die Liaison von Esel und Elfenkönigin "Titania" tolerant und gnädig stimmt - warum denn nicht? Aber Shakespeares "Puck" und Meister "Oberon" haben andere Pläne, und träumen wird man wohl noch dürfen...
Mendelssohns Schauspielmusik nimmt 45 der 160 Spielminuten für sich. Mason hat die Musik mit seinem Spiel überlagert, Texte darübergelegt und ihr trotzdem kein Haar gekrümmt. Wir sind nicht in der Oper, Gott sei Dank. So darf ein frecher Elb dem Dirigenten den Stab entreißen und linkisch selbst dirigieren. Spaßettl und Verspieltheiten wie diese aber dienen dem Stück, zaubern Atmosphäre und formen sich am Ende zu einem entzückenden Ganzen. Nur eines will man vermeiden in diesem Sommernachtstraum: All zu schnell wieder aufwachen.
An Schauspielern haben die Festspiele Freelancer aus der Schweiz, Deutschland und Österreich zusammengetrommelt und daraus ein durch die Bank sehr gutes Ensemble geformt, das durch zwei Tänzer, zwei Gesangssolistinnen und ein Vokalensemble seriös und auf hohem Niveau ergänzt wird. Explizit zu nennen sind Michael Rotschopf (Theseus/Oberon), Karoline Eichhorn (Hippolyta/Titania), Markus Meyer (Puck) und die "verwirrt Verliebten" Tanja Raunig, Daniel Jeroma, Claudius von Stolzmann und Eva Maria Sommersberg. Dazu natürlich die "Handwerker" Raphael Clamer, Christian Graf, Barbara Spitz, Mathias Schlung, Reinhold Moritz und Paul Herwig (Esel/Zettel), dessen theatralischer Selbstmord auf der Bühne selten witzig über die Rampe kommt.
Ivor Bolton und sein Mozarteum Orchester geben einen wunderbar luftigen Mendelssohn inklusive den Welthit "Hochzeitsmarsch" und tragen das Ihre bei zu einem Sommertheater, das mit einem einzigen Wort am allerbesten beschrieben ist - zauberhaft.

apa, 5.8.2013

Dieser Salzburger Sommernachtstraum könnte auch einem Drogenrausch auf einer Designer-Party in einem Londoner Penthouse entsprungen sein. Denn sie sind alle sehr hip, cool und schick, die sich da beim britischen Regisseur Henry Mason in Liebeswirren verfangen.
Hippolyta macht in Wellnesskleidung Schwangeren-Yoga, Hermia verfolgt mit Schnürschuhen, Hornbrille und Oversize-Blazer ihren Liebsten und Puck wirkt im engen Blumenmuster-Anzug zeitweise wie das Abziehbild eines schwulen In-Designers. Auch die Sprache ist sehr modern, der Regisseur hat Shakespeares Stück selbst ins Deutsche übersetzt.
Das Publikum der Open-Air-Premiere im Salzburger Residenzhof war vom leichten und kurzweilig-modernen Musiktheater begeistert: Nach der rund dreistündigen Vorstellung bei tropischen Temperaturen gab es langanhaltenden Applaus und begeisterte Bravo-Rufe für Schauspiel, Regie und das Mozarteumorchester Salzburg unter Ivor Bolton.
Überzeugend hat Mason die Schauspielmusik von Felix Mendelssohn Bartholdy in die Komödie integriert: In allen Musik-Sequenzen lässt er die Schauspieler die Handlung weiter spielen. So beherrschen beispielsweise zu Beginn hektische Hochzeitsvorbereitungen die für Renovierungsarbeiten abgeklebte Bühne: Caterer, Techniker, Floristen und Putzpersonal kommen und gehen. Dazwischen soll sich die schwangere Hippolyta, die aber mehr an ihren Yoga-Übungen interessiert ist, ein Kleid aussuchen. Theseus ist im Morgenrock ganz genervt-wichtiger Manager. Dann stellen alle Darsteller mit teils akrobatischen Verrenkungen „Ein Sommernachtstraum“ als menschliche Buchstaben dar und die Handlung beginnt.
Jan Meier hat auf die Bühne ein grünes Metallgerüst gebaut, auf dem oben das Orchester auf einer Galerie über dem Geschehen thront. Nach Entfernung der Renovierungsplanen ist der Blick frei auf den mit Birkenstämmen angedeuteten Wald: Hier herrschen freakig-freche Feen unsicheren Geschlechts, mit zerrissenen Netzstrumpfhosen und derben Stiefeln ganz im Punk- oder Gothicstil. Markus Meyer zeigt einen in jeder Hinsicht stets einsatzbereiten, frechen und differenzierten Puck mit allerlei Akrobatik-Einlagen. [...]
Die ihr Stück probenden Handwerker - bei Mason vom Caterer über die Brautmodenverkäuferin zum Veranstaltungstechniker allesamt von den Hochzeitsvorbereitungen - überzeugen durchweg in ihrer Komik. Am Ende darf die erste Zuschauerreihe Konfetti auf die Hochzeitsgesellschaft werfen und die Elfen tragen Lichtkugeln ins Publikum: Ein stimmiger, wenn auch sehr cooler Sommernachtstraum mitten in der österreichischen Hitze-Welle.

dpa, 5.8.2013

Ein überbordendes Spektakel um Liebe und Lust: Shakespeare und Felix Mendelsohn Bartholdy in der bejubelten Regie von Henry Mason bei den Salzburger Festspielen
Dazu gehört wohl Chuzpe: Im Programmheft zu Ein Sommernachtstraum wird die Dauer mit "ca. 2 1/2 Stunden" angegeben; geworden sind es deren drei - ohne Pause wohlgemerkt. Aber das grandiose Spektakel im Residenzhof ließ niemanden ein Bedürfnis verspüren: Regisseur Henry Mason und Ausstatter Jan Meier verstanden es, mit schier unerschöpflichem Ideenreichtum in ihren Bann zu ziehen.
Sven-Eric Bechtolf, Schauspieldirektor der Salzburger Festspiele, wollte erneut ein "Gesamtkunstwerk" - im Sinn von Max Reinhardt - realisiert wissen. Das Unterfangen, Shakespeares Sommernachtstraum samt der Schauspielmusik von Felix Mendelsohn Bartholdy zu bringen, glückte noch weit mehr als Bechtolfs Verzahnung von Molières Der Bürger als Edelmann mit Ariadne auf Naxos im Vorjahr. Nicht die Musik untermalte das Geschehen, Mason illustrierte die Musik - und zwar jede einzelne Sekunde.
Schon während der Ouvertüre macht Puck, angelockt von der Musik, jede Menge Schabernack. Er entreißt Ivor Bolton, dem Dirigenten, den Stab, fuchtelt herum, doch das Mozarteumorchester spielt weiter. Es sitzt nicht in einem Graben, sondern ist Bestandteil der Bühnenarchitektur, einem Gerüst mit mehreren Ebenen, das eigens für das anstehende Hochzeitsfest des Herzogs mit Hippolyta, der Königin der Amazonen, errichtet worden zu sein scheint: Zu Beginn wird noch eifrig lackiert und geputzt.
Ja, vor dieser "Royal Wedding" herrscht Hochbetrieb im Palast des Theseus. Michael Rotschopf ist genervt, da er Entscheidungen zu treffen hat. Und gar nicht goutiert er, dass seine widerspenstige Braut Yoga- und Fechtübungen macht. Schließlich ist sie schwanger. Dass Karoline Eichhorn als Hippolyta keinen Wert auf Konventionen legt, macht sie sofort klar: Mit dem Degen mustert sie die Brautkleider. Keines kommt infrage. Sonderbarerweise wird sie am Ende in Weiß heiraten. Aber zumindest im Hosenanzug.
Involviert in das hektische Treiben sind in dieser wirklich witzigen Version, die keine Neudeutung versucht, auch die Handwerker: Henry Mason machte aus Zettel, dem Weber, einen Bodenleger, aus Schlucker, dem Schneider, einen Veranstaltungstechniker und aus Schnock, dem Schreiner, einen Koch. In der sanft modernisierten, gekürzten Version - Mason gelang mit heutigem Vokabular eine stimmige Übersetzung - ist auch eine Frau mit von der Partie: die Brautmodenverkäuferin.
Adjustiert für eine Wanderung und geleitet von Google Earth zieht die Truppe, die bei der Hochzeit ein Stück aufzuführen gedenkt, in den Athener Wald. Dorthin, in das Reich von Oberon und Titania, verschlägt es auch die vier jungen Leute mit ihren Liebesproblemen. Hermia, die Tussi (Tanja Raunig), lässt Lysander, den kleinen Intellektuellen (Daniel Jeroma), jede Menge Koffer schleppen. Hinterher hasten Demetrius im saloppen Anzug (Claudius von Stolzmann) und die zunächst verschmähte Helena (Eva Maria Sommersberg), die sich von der Brillenschlange in ein Model im Glitzerkleid verwandeln wird.
Im Wald herrschen andere Gesetze, andere Dimensionen. Die Sänfte der Titania besteht z. B. aus einer aufgerollten, angerosteten Sardinendose. Rotschopf ist als Oberon zwar ziemlich eifersüchtig auf das Menschenbaby, das Titania stahl, aber auch in dieser Traumwelt ein Herrscher mit Herz. Er wird es nicht leicht haben mit der kahlgeschorenen Elfenkönigin. Sanft ist Eichhorn nur illuminiert gegenüber dem zum Esel verwandelten Zettel.
Ob der zahlreichen amüsanten Regieeinfälle und der unglaublichen Ausstattungsdetails gehen die Leistungen der einzelnen Akteure und dem Chor beinahe unter. Die Laienspieltruppe (u. a. mit Raphael Clamer, Paul Herwig und Reinhold G. Moritz) vermag mit Tollpatschigkeit zu unterhalten. Das Fest gelingt, Bolton dirigiert den bekannten Hochzeitsmarsch gleich zweimal. Die unbezähmbare Hippolyta wirft Zettel einen fragenden Blick zu: Kennen wir uns nicht von wo?
Einer aber dominiert den ganzen Abend lang: Markus Meyer als Puck. Er kann drollig sein, wie es sich gehört, schillernd, heiter, mitreißend. Mitunter aber ist er auch ein grenzgefährlicher, sexbesessener Psychopath, der so tut, als sei er vom Teufel besessen. Eine Wahnsinnsnummer, eifrig bejubelt.

Der Standard, 5.8.2013

Regisseur Henry Mason inszeniert einen sommerlich leichten, aber niemals lauen „Sommernachtstraum“: Klassisches Sommertheater, allerdings auf höchstem Niveau.
In Shakespeares genialer Komödie begeben sich vier junge Menschen und mit ihnen die Zuschauer ins Land des Unbewussten, in den klassischen Wald der Märchen, wo Geister sie mit ihren Wünschen und Ängsten konfrontieren und die Grenze zwischen Traum und Realität nicht mehr auszumachen ist.
Eine Nacht lang ist nichts unmöglich, auch nicht, dass eine Elfenkönigin einen zum Esel mutierten Handwerker liebt, bis am Ende die Ordnung in Form einer Dreifachhochzeit wiederhergestellt wird. Doch, wer weiß, vielleicht träumen wir ja auch diese Ordnung nur?
Henry Mason hat Shakespeares Text neu übersetzt, seine Fassung hat Charme und Witz, entgeht aber manchmal der Kalauer-Gefahr nur knapp.
Seine Inszenierung betont das Zauberhafte des Textes und ignoriert seine Bedrohlichkeit weitgehend, was man bedauern kann, aber nicht muss. Dazu fallen ihm allerliebste Bilder ein – etwa das Schaumbad von Elfenkönigin und Esel, bei dem die Elfen mit überdimensionalen Strohröhren für das richtige Blubbern sorgen.
Das Abgründige, Erotische der Träume wird in sehr schönen Tanz-Sequenzen (Choreografie: Francesc Abós) angedeutet: Personen gehen, wie im Traum üblich, ineinander über, Identitäten verschwimmen.
Das zusammengewürfelte Ensemble schlägt sich sehr gut. Markus Meyer ist als boshafter Elf Puck der perfekte Spielleiter. Er spielt diese berühmte Rolle virtuos, wie einen kleinen Hund, der ständig Unsinn anstellt, dem man aber nicht böse sein kann, wenn er treuherzig den Kopf schief legt.
Michael Rotschopf (Theseus/Oberon) und Karoline Eichhorn (Hippolyta/Titania) sind als Menschen-/Elfenpaar großartig, sehr abgründig und vielgesichtig. Tanja Raunig (Hermia), Eva Maria Sommersberg (Helena), Daniel Jeroma (Lysander) und Claudius von Stolzmann (Demetrius) spielen die vier jungen Menschen in Liebeswirren exakt so, wie man es erwartet.
Herrlich gelingen die Rüpelszenen, die Handwerker Paul Herwig (Zettel), Raphael Clamer (Peter Squenz), Christian Graf (Flaut), Barbara Spitz (Schnauz), Mathias Schlung (Schnock) und Reinhold G. Moritz (Schlucker) legen bei der Theater-im-Theater-Szene zum Schluss derart entfesselten Slapstick hin, dass man schon sehr abgebrüht sein müsste, um sich da nicht die Schenkel blau zu klopfen.
Das Besondere dieser Inszenierung ist, dass sie Shakespeares Text mit der gut 250 Jahre später dazu komponierten „Bühnenmusik“ von Felix Mendelssohn Bartholdy zusammenführt. Diese ist krass romantisch, bietet eine schwelgerische Ouvertüre sowie einen echten Hit (den berühmten „Hochzeitsmarsch“), bremst aber stellenweise die Handlung mehr, als sie sie vorantreibt. Ivor Bolton und das Mozarteumorchester Salzburg musizieren sommerlich-genießerisch. Glänzen kann das Vocalensemble. Stark: Die Solisten Chiara Skerath und Sophie Rennert (Gesang) sowie Joaquin Fernández und Luke Giacomin (Tanz).
Jubel und viele Bravos.

Kurier, 5.8.2013

Shakespeares „Sommernachtstraum“, inszeniert von Henry Mason, mit Mendelssohns kompletter Schauspielmusik, dirigiert von Ivor Bolton – eine traumhafte Aufführung der Salzburger Festspiele ist jetzt auf DVD erschienen.

Eine Aufführung des Gesamtkunstwerks [ist] fast zwangsläufig [ein] Unternehmen, das sich nur große und potente Festivals leisten können. So wie 2013 die Salzburger Festspiele, die dem Werk in warmen Sommernächten im Residenzhof eine spektakuläre Bühne für Wort, Spiel und Musik bereiteten. Auf der aktuell erschienenen DVD-Aufzeichnung kann man miterleben, dass Mendelssohns Musik nicht nur von außen herangetönter Kommentar zu den Verwirrungen im elfen- und feen-durchschwirrten Wald bei Athen ist, sondern ein integraler Bestandteil des Spiels [...]

Das zeigt sich schon im Bühnenbild, das das Orchester (das Mozarteum-Orchester unter seinem Chefdirigenten Ivor Bolton) in der ersten Etage über der Bühnenfläche platziert, gut sichtbar, immer wieder in wechselnde Lichtstimmungen getaucht und manchmal auch munter ins Geschehen einbezogen, wenn plötzlich Puck mit Bolton um den Dirigentenstab rangelt und damit wild gestikuliert.

Das Verhältnis zwischen Musik und Spiel bietet in dieser Aufführung keine eindeutige Hierarchie, Masons Bilder und Regieeinfälle arbeiten der Musik ebenso zu wie sie dem Bühnengeschehen. Sie ist mehr als nur beiläufig-gefällige Untermalung des Spiels, sie ist seine gleichberechtigte Partnerin – auch wenn der Text in den knapp drei Stunden natürlich ein längenmäßiges Übergewicht hat gegenüber den 45 Minuten Musik. Doch die Musik bremst nicht, die Handlung auf der Bühne läuft durchgängig zur Musik weiter, so entsteht fast das Gefühl, eine gesprochene Oper zu erleben.

Gleich in der Ouvertüre, die Mendelssohn im Alter von 17 Jahren schrieb, erzählt Mason zur Musik ebenso viele kleine Handlungsbausteinchen aus dem Vorfeld der Athen Fürstenhochzeit, wie die Musik einmal im Schnelldurchgang durch alle Dimensionen des folgenden „Sommernachtstraums“ führt. Wobei Bolton da keineswegs nur flimmernden Sternstaub, Elfenkichern und süßliche Romantik ins Traumland hinabglitzern lässt – er malt vor allem auch die irrlichternden, düsteren, dunklen Stellen aus, in denen von untergründigen Ängsten, von Sehnsüchten und abgründigen Leidenschaften die musikalische Rede ist. [...] Boltons Kunst ist es, das durchweg mit leichter Hand zu tun – es ist in seiner Version immer Märchen und Traum und kein Drama.

Nicht genug loben kann man kann man Henry Mason neue Textfassung, die frei und frech, dabei mit großen Respekt die zu Ikonen gewordenen Verse von Schlegel/Tieck behutsam modernisiert, und ihren und Shakespeares Sprachwitz dezent ins Heute transportiert – eine große und großartig gelungene Arbeit. Genau wie seine quirlige, leichtgängige Regie mit einem jungen Ensemble. Mason beherrscht den Elfenspuk ebenso wie die feine Karikatur des Yuppie-Hofs von Theseus und Hippolyta, lässt beim Streit zwischen Oberon und Titania gewaltig die Fetzen fliegen und Puck wunderbar anarchisch herumchaotisieren.

Das ist Salzburger Sommertheater vom allerfeinsten. Ein Glück, dass es auf DVD dokumentiert wurde und erhalten bleibt.

www.kultur-port.de, 21.8.2014

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Tanja Raunig (Hermia), Daniel Jeroma (Lysander) © Klaus Huemer
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HEISSE SOHLEN

Schauspiel mit Tanz von Henry Mason
Ein Auftragswerk des Landestheaters Linz
Uraufführung in den Kammerspielen am 21.6.2013

Festivalproduktion des Landestheaters Linz
für SCHÄXPIR 2013 Internationales Theaterfestival für junge Publikum

 

Regie: John F. Kutil

Bühne: Reinhard Taurer

Kostüme: Natascha Wöss

Musik: Clemens Pichler

Choreographie: Alfonso Hierro-Delgado

 

ROSMARIE
Eine Gruselpartie ist das. Ich hab mir gedacht, Rosmarie, das ist wie a Klassentreffen, das wird a Hetz. Aber so dermaßen verbraucht wie die alle ausschauen... Ich tu ja was ich kann, ich geh in Salsa und in Pilates und im Winter Langlauf, aber ab einem gewissen Alter hängt man einfach durch... Wie ich das erste Mal da getanzt hab, mit fünfzehn, da war noch alles Mögliche möglich... Es ist schon eine Bitternis, wenn man weiß, dass es zu spät ist.

 

In einer ehemaligen Linzer Tanzschule treffen sechs Jugendliche auf eine Gruppe tanzbegeisterter SeniorInnen. Sie alle wollen den leerstehenden Raum nutzen. Die SeniorInnen wollen wie früher das Tanzbein schwingen. Die junge Clique muss für eine Castingshow trainieren und ist weniger entspannt. Es kommt zur Konfrontation. 1963 florierte diese Tanzschule, viele erlebten hier die Abenteuer ihrer Jugend. Partnerwahl, Flirt, die erste Liebe und so manche Tragödie spielten sich auf dem Parkett ab.


Die Geschichten von 1963 leben wieder auf. Was bedeutet Tanz damals und heute? Wie wurde geflirtet? Die Antworten gaben SeniorInnen aus Linz und Umgebung im Herbst 2012 in Interviews. Auf deren Grundlage wurde das Stück geschrieben. Jetzt erobern die Damen und Herren gemeinsam mit den jungen SchauspielerInnen die Tanzfläche. 

 

Es ist nie zu spät... Ein Spiel mit der Zeit, das Entscheidungen sichtbar macht, die auf der Tanzfläche getroffen werden und ein Leben verändern. Eine Geschichte über die Liebe, über das Tanzen und über die Liebe zum Tanz. Eine Geschichte von zwei Generationen, die sich ähnlicher sind, als sie glauben.

Der Brückenschlag zwischen Teenies von heute und ihrer Großeltern-Generation ist mit dieser Uraufführung voll gelungen! Es braucht schon so Vollblut-Theatermenschen wie Autor Henry Mason und Regisseur John F. Kutil, um ein solches Projekt auf die Beine zu stellen. Authentisch, berührend und trotzdem so unterhaltsam. Da wippen ältere Damen begeistert mit den Beinen, wenn eine Gruppe Senioren im alten Tanzsaal ihre Tanzschulzeit wieder aufleben lässt. Und meine 13-jährige Begleiterin fand es „cool“, wie die Teenies übers Parkett fegen und dort gleichzeitig für eine Tanz-Castingshow trainieren wollen. ... Atemberaubend schnelle und trotzdem behutsam gesetzte Szenenwechsel und Musik lassen das Publikum zwischen den sechziger Jahren und 2013 switchen. 75 Minuten lang tanzt sich das Ensemble durch die Gefühlswelt junger Menschen.

Neue Kronen Zeitung, 24.6.2013

Allein die Idee von Autor Henry Mason und Regisseur wie u\hof:-Leiter John F. Kutil ist spitze: 13 Senioren zu casten für ein generationenübergreifendes Stück (ab 13): In einer einstigen Linzer Tanzschule treffen Junge und Junggebliebene aufeinander: Erstere, um für ein Casting zu trainieren, zweitere auf Nostalgietrip. Das u\hof:-Ensemble (Katharina Stehr, Claudia Waldherr, Sabrina Rupp, Wenzel Brücher, Tobias Eiselt, Markus Pendzialek) schlüpft dabei in Doppelrollen.
Als Jugendliche von heute sind sie flippig, auch rotzfrech. Als Jugendliche von 1963, in der Erinnerung der Senioren, tanzen und träumen sie zu „Bossa Nova“, hoffen, bangen, lieben erstmals. Weiße Handschuhe (stilgetreue Kostüme: Natascha Wöss) waren einmal, geblieben sind der Männermangel oder die Scheu vor dem anderen Geschlecht. Seite an Seite holt die Vergangenheit das Heute ein, zaubert ein Lächeln auf Lippen, reißt alte Wunden auf. Manches Schicksal bleibt angedeutet, vieles spannend bis zuletzt. Der Brückenschlag auf der Bühne zwischen Profis und den herzerfrischend spielfreudigen Animateuren gelingt wie jener im Publikum, das im verlängerten Tanzsaal sitzt (Bühne: Reinhard Taurer): Bei „Mit 17 hat man noch Träume“ summt das reifere Publikum mit, bei Breakdance-Einlagen tobt die Jugend. Und beim gemeinsamen Finale der ganze Saal.

OÖ Nachrichten, 24.6.2013

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Sabrina Rupp (Rosmarie 1963), Katharina Stehr (Gerda 1963) © Reinhard Winkler
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DIE UNENDLICHE GESCHICHTE

Teil I: Phantásien in Not

von Henry Mason
nach dem Roman von Michael Ende

Bühne und Kostüme: Jan Meier

Figurenbau und -training: Rebekah Wild

Musik: Thomas Zaufke

Ton: Franz Flieger Stögner

Bewegungscoach: Lorna Dawson

Lichtdesign: Christian Holemy

Vollendete Liebeserklärung an die Fantasie, das Lesen und das Theater
So sieht ein Saisonauftakt nach Maß aus: Mit Michael Endes „Die unendliche Geschichte“ hat das Theater der Jugend im Wiener Renaissancetheater einen vollen Erfolg gelandet. Und das hat mehrere Gründe.
Da wäre zunächst die großartige Bühnenfassung von Henry Mason, der diesen ersten Teil („Phantásien in Not“) auch wunderbar leicht und spielerisch in Szene gesetzt hat. Mason hält sich an Buch und Film, bringt aber viele eigenständige Ideen ein. Und der Regisseur verzichtet darauf, seine Schauspieler in allerlei Fantasie-Kostüme zu stecken, hantiert stattdessen überaus gekonnt mit einzelnen Kostüm- und Requisitenversatzstücken.
Immer ist klar: Hier wird Theater gespielt. Ein Sonderlob gebührt den Figuren-Designern, die Phántasien und seine Bewohner wunderbar zum Leben erweckt haben. Also darf der Schüler Bastian mit Atréju und dem Glücksdrachen Fuchur im idealen Ambiente (Ausstattung: Jan Meier) gegen das die Fantasie auffressende Nichts antreten.
Das exzellente Ensemble (u.a. Stefan Rosenthal, Benjamin Levent Krause, Barbara Spitz, Nora Dirisamer, Tanja Raunig, Uwe Achilles) macht Lust auf mehr. Im Mai folgt Teil 2. Gut so!

Kurier, 10.10.2013

Das Theater der Jugend zeigt den ersten Teil der „Unendlichen Geschichte“ in der Fassung und Regie von Henry Mason; Ausstattung: Jan Meier. [...] Der wunderbare Text des deutschen Erfolgsautors wird da klug, mit Feingefühl, ja berührend umgesetzt. Eine Geschichte, die Kinder in eine irreale Welt entführt und ihnen Glücksgefühle beschert. [...] Gnome, Nixen, Goldsphinxen: Die Phantasie von Regisseur und Ausstatter sind keine Grenzen gesetzt.

Kronen Zeitung, 10.10.2013

"Die unendliche Geschichte" ist ziemlich lang. Auch im Theater der Jugend, wo gestern, Dienstag, die Bühnenfassung von Regisseur Henry Mason Premiere feierte. Michael Endes epische Hommage an die Fantasie hielt aber auch das junge Renaissancetheater-Publikum (ab sechs Jahren) durchgehend bei der Stange: Mit liebevoller Requisite, deren Grenzen zum quirligen Ensemble fließend sind, gelingt das Kunststück, den Zauber des zeitlosen Kinderbuchs auch jenseits des Werks zu vermitteln.

Das Buch steht natürlich trotzdem im Zentrum. Schließlich ist Bastian Balthasar Bux (von Stefan Rosenthal berührend gespielt) ein so begeisterter Leser, dass er sich mit dem soeben aus dem Antiquariat gestohlenen Band am Dachboden seiner Schule und auf einem Stapel Turnmatten verschanzt, um sich ganz in die Geschichte vertiefen zu können. "Phantásien in Not" liest er über dem ersten Kapitel, und so nennt sich auch "Teil eins" des Fortsetzungstheaters - die Premiere des zweiten Teils folgt im Mai. Das bedrohte Fantasie-Reich mit seiner kindlichen Kaiserin, dem Helden Atreju, den Bewohnern Blubb und Urgl, Ückück und Gmork, dem Glücksdrachen Fuchur, der "uralten Morla" oder dem Insektenschwarm "Ygramul die viele" wird schon bald inmitten des Dachbodens lebendig.

Ähnlich wie Ygramul funktioniert dabei das ganze Ensemble: Wie ein einziger,vielgliedriger Körper wandeln sich die Darsteller blitzschnell, jeder mit diversen mobilen Requisiten bewaffnet, von der Schulklasse zu Puppenspielern, von bunten Fantasiewesen zu schwarzgewandeten Bühnengehilfen. Getreu der Botschaft des Buches, dass alles möglich ist, was wir uns vorzustellen vermögen, werden auch die Regeln der Bühnendramaturgie im Handumdrehen ausgelotet, überschritten und neu geschrieben. Jeder kann alles sein, sofort, wenn es sein muss. Atreju wird kurz mal zur Holzpuppe, wenn er auf Fuchur durch die Luft schwebt und landet, als er abstürzt, sogleich wieder als ganzer Mensch (energisch: Benjamin Levent Krause) auf dem Boden.

Obwohl diese "unendliche Geschichte" sich immer wieder stark an die kultige Verfilmung aus den 80er-Jahren anlehnt, ist sie letztlich doch eine auch für kleine Kinder unmissverständliche Liebeserklärung an das Buch und an das Lesen. Sie führt spielerisch vor Augen, dass die Tür zum riesigen Reich der eigenen Vorstellungskraft, zum grenzenlosen Phantasien, auch dann noch einen Spalt weit offensteht, wenn Konsumdruck, Leistungswahn, Langeweile oder eben das "Nichts" sich in unserem Alltag bereits ausgebreitet haben. Dieser Fingerzeig ins Innere dürfte auch mancher erwachsenen Begleitperson nicht schaden.

apa, 9.10.2013

Höchst gelungener Auftakt der neuen Saison des Theaters der Jugend (Wien) mit Teil 1 von Michael Endes "Unendlicher Geschichte".
Michael Endes „Unendliche Geschichte“ in einem anderen Medium als Buch zu bearbeiten ist eine (fast) unendliche Herausforderung. Immerhin lebt doch die fantasievolle Geschichte mit fantastischen Figuren, Wesen und Szenen, die selbst wieder ein Plädoyer für Fantasie sind, davon, dass sich jede und jeder beim Lesen eigene Bilder im Kopf schafft, die eigene Fantasie vielleicht beflügelt.
Und doch gibt es Verfilmungen, Theater- und Musicalversionen. Nicht immer sehr gelungene. Das Theater der Jugend in Wien eröffnet die diesjährige Saison mit „Phantásien in Not“ und wird das Spieljahr im Mai und Juni mit der „Schlacht um den Elfenbeinturm“ als Teil zwei der Unendlichen Geschichte ausklingen lassen.
Und mit Teil 1 ist dem Ensemble auf der Bühne im Bündnis mit dem Team hinter den Kulissen gelungen, was nicht so leicht ist: Trotz vieler AkteurInnen, vieler Schauplatzwechsel, vieler riesiger bis fast winzigkleiner Figuren, trotz Einsatz eines beträchtlichen Teils der großen Maschinerie, die das Renaissancetheater hergibt, bleibt viel Raum für weiterspinnende Bilder im Kopf jedes einzelnen Zuschauers und jeder einzelnen Zuschauerin – ob 6 Jahre jung (ab diesem Alter ist das Stück geeignet, da sind auch die fast zweieinhalb Stunden – mit einer Pause - nie zu lang) oder gut zehn Mal so alt.

KInderKurier, 8.10.2013

Heute haben mein Sohn und ich und die "Unendliche Geschichte" angesehen und waren so unendlich begeistert wie schon lange nicht mehr von einem Theaterstück. Alles war phantastisch! Mir sind vor lauter Rührung zum Schluss nur mehr die Tränen heruntergeronnen, so schön waren die Inszenierung, die Musik und die wirklich unendlich engagierten, großartigen Schauspieler. Sowohl Kostüme als auch die Lieder haben mein Herz sehr berührt. Ein wunderbares Erlebnis.

Publikumsstimme, 14.10.2013

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Stefan Rosenthal (Bastian Balthasar Bux), Benjamin Levent Krause (Atréju) © Rita Newman