ORPHEUS
Theater des Kindes
DIE DREIGROSCHENOPER
Stadttheater Klagenfurt
MAMPF!
u\hof: Theater für junges Publikum
DER HASE MIT DEN BERNSTEINAUGEN
Landestheater Linz
GUYS AND DOLLS
Oper Graz
GANZ UNTER UNS
Theater in der Kulturfabrik Helfenberg, OÖ
DIE ZAUBERFLÖTE
Volksoper Wien
JUST SO
Theater der Jugend, Wien
WIR SIND LINZ
Kammerspiele, Landestheater Linz
DIE 39 STUFEN
Theater der Jugend, Wien
DIE UNENDLICHE GESCHICHTE
Theater der Jugend, Wien
DOWN WITH LOVE. RELOADED.
Shakespeare grådaus/Posthof Linz
DIE KOMÖDIE DER IRRUNGEN
Theater Phönix
EIN SOMMERNACHTSTRAUM
Salzburger Festspiele 2013, Residenzhof
GUYS AND DOLLS
Oper Graz
DOWN WITH LOVE. RELOADED.
Shakespeare grådaus/Posthof Linz
ORPHEUS
Theater des Kindes
GROSSE ERWARTUNGEN
Theater der Jugend, Wien
ALICE IM WUNDERLAND
Theater der Jugend, Wien
DOWN WITH LOVE. RELOADED.
Shakespeare grådaus/Posthof Linz

011: Von Winterschlaf keine Rede

Liebe Leute!

In zwei Monaten ist es soweit, und ich darf wieder in den Probenraum! Langsam habe ich auch wirklich Lust dazu, nach diesem Schreibtischwinter. Es hat sich einiges getan, viele neue Projekte und Stücke sind in der Vorbereitung, unter anderem mein Herzensprojekt Die Unendliche Geschichte Teil 2: Die Schlacht um den Elfenbeinturm. Es war ein großes Vergnügen, den zweiten Teil von Michael Endes Roman für die Bühne zu adaptieren, auch wenn der erste Teil etwas leichter von der Hand ging. Die Fassung ist nun (fast) fertig - unten findet ihr einen Sneak Preview! Bühnenbild, Kostüme, Puppen und Lieder, alles ist nun in Arbeit. Viele, viele, viele Listen zeugen von guter Vorbereitung und einem großen Bündel neuer Ideen. Wir sind schon sehr gespannt auf diese Schlacht, zumal wir uns mit Teil 1 die Latte recht hoch gelegt haben... 

Außerdem bereite ich für das Theater in der Kulturfabrik Alan Ayckbourns wunderbar böses Stück Ganz unter uns (Just Between Ourselves) vor. Über den Verlauf eines Jahres erleben wir an vier Geburtstagen krampfhaften Smalltalk, Seelenkrisen an der Werkbank und Alltagskatastrophen bei Kaffee und Kuchen. Eine großartige, brutale Komödie von Männern und Frauen, die aneinander verzweifeln, und von Hilferufen, die ungehört bleiben. Ayckbourn, einer meiner Lieblingsautoren, den ich jetzt erstmals inszenieren darf, in der alten Ziegelfärberei der Textilfabrik Helfenberg, mit John F Kutil, Stephanie Schreiter, Rafael Schuchter, Brigitta Waschnig und Ingrid Höller - das wird ein Fest, mit einer Premiere am 22.Juli im oberösterreichischen Helfenberg.

Im Herbst bin ich an der Volksoper Wien zu Gast, danach in Wien, Linz und schließlich, im Sommer 2015, wieder bei den Salzburger Festspielen (mehr dazu hier, im OÖN-Interview). Alle diese Projekte sind in Planung, und auch für die Spielzeit danach laufen bereits Gespräche, da wird mir bestimmt so schnell nicht langweilig. (Mehr dazu demnächst.) Aber wie gesagt, ich sehne mich schon sehr dem Probenraum und meinem großartigen, lieben Unendlichen-Geschichte-Ensemble entgegen...

Aus der Schreibwerkstatt also: Hier hat Bastian, mit dem Wunschamulett AURYN ausgestattet, gerade entdeckt, dass sein Wunsch, schön und stark zu sein, in Erfüllung gegangen ist. Der Phönix, sein Begleiter, ist nicht ganz so beeindruckt wie er:

BASTIAN
Ach, Phönix, ich bin schön!
PHÖNIX
                                    Sagen wir: schöner.
AURYN muss das gewesen sein, der Glanz.
BASTIAN
Ich dank dir, Mondenkind! Wie gut das tut!
Durch meine Adern sprudelt Lebenslust,
Kraft strömt in meine Glieder. Phönix, ich
Könnt Bäume ausreißen!
PHÖNIX
                                  Dann mach doch mal!
Hier stehen genug, und sie versperr‘n den Weg.
BASTIAN
Den Weg wohin?
PHÖNIX
                      Den Weg nach vorne!
BASTIAN
                                                    Gut!
Weg mit dem Baum!
PHÖNIX
                             Ganz langsam! Ruhig Blut!
Das war ein Scherz! Der Stamm wiegt sicher Tonnen - !
Na, hör mir auf.
BASTIAN
                      Ich hab grad erst begonnen!
Komm mit! Ich will ins Abenteuer ziehen!
Hey-oh! Ich bin der Herr von Perelín!

In diesem Sinne: Bis bald!

Euer Henry

30. Januar 2014, 17:47 Uhr

010: Humus

Und damit meine ich die schwarze, üppige Erde unter der dichten Herbstlaubschicht, und nicht den körnigen Kichererbsenaufstrich...

An Humus denke ich, wenn ich die Arbeitsaufgaben dieser Tage reflektiere, denn in diesen Tage brüten sechs zukünftige Produktionen im Verborgenen, genauer gesagt, unter meiner Schädeldecke, vor sich hin. Das ist immer eine aufregende Phase, dieses Konzeptemachen. Nicht ganz stressfrei: Wie so oft, fallen alle Deadlines in die selben Wochen zusammen, und so jongliere ich im Kopf die Idealbesetzung von Stück A, die Motivation des Protagonisten B, das Budget von Produktion C, den Einsatz von Puppen bei Ausstattung D, den Spielort der möglichen Wandertheaterproduktion E und die Relevanz der Gralslegende für Stückentwicklung F. So mailt und skypt und bespricht man manchmal sogar live mit den Kollegen aus den Produktionsteams; die Bücher stapeln sich um den Schreibtisch; ich schaufle mir täglich dutzende Ideen in den Kopf in der Hoffnung, dass, so gut gedüngt, die kreative Saat im neuen Jahr aufgehen möge.

Wir waren gerade ein paar Tage in London, wo wir neben einer wunderbaren Paul Klee Ausstellung im Tate Modern ein paar wunderbare Theatererlebnisse verbuchen durften: Tori Amos' neues Musical "The Light Princess" am National Theatre mit der umwerfenden Rosalie Craig als schwebende Protagonistin; die wunderbar witzige Satire "The Book of Mormon" im West End; "The Drowned Man", das dunkle Woyzeck-Labyrinth von Punchdrunk; und "The Scottsboro Boys", das brillante Letztwerk von Kander & Ebb im Young Vic. Viele Bilder, die sich direkt ins Unterbewusstsein katapultieren und dort im Verborgenen ihre alchemistischen Verwandlungen anstellen. Alles Dünger, aus dem neue Bilder wachsen, wie der Nachtwald Perelín in Michael Endes "Unendlicher Geschichte".

Teil Eins unserer "Unendlichen Geschichte" am Reniassancetheater/Theater der Jugend in Wien läuft im übrigens nur noch bis Montag, 18.11! Also: letzte Chance, diese schöne Produktion zu sehen. Ein Fantasiereise ins Licht, jetzt, wo die Tage dunkler werden. Ich wünsche euch viele neue und bereichernde Bilder im Kopf.

Euer Henry

 

04. November 2013, 16:05 Uhr

009: Ein kleines Stück Schönheit

Liebe Blog-Besucherinnen und -Besucher!

Nur ein kurzer Eintrag, um euch alle von Herzen zum ersten Teil unserer Adaption von Michael Endes "Die Unendliche Geschichte" einzuladen. Sie läuft am Wiener Renaissancetheater, und zwar - Achtung! - nur bis Mitte November 2013. Die genauen Termine findet ihr auf der Homepage des Theaters der Jugend, www.tdj.at

Es war eine wunderbare Arbeit, und das Ensemble, das Team und ich, wir freuen uns bereits alle sehr auf Teil Zwei, der am 20.Mai ebendort Premiere hat. Einen Einblick in Teil Eins, "Phantásien in Not", findet ihr hier, in der Form von Szenenfotos und Pressestimmen. 

Und aus gegebenem Anlass, hier noch ein paar Worte vom großen Michael Ende selbst, aus seinem Vortrag "Über das Ewig-Kindliche":

"Schönheit ist ihrem Wesen nach tranzendent. Nur diesseitig lässt sie sich überhaupt nicht fassen. Sie ist nicht objektivierbar, das heißt, sie lässt sich nicht messen, wägen oder zählen. Die Schönheit braucht, um wahrgenommen zu werden, Menschen, die dazu fähig sind. [...]

Ein großer Teil der Kulturjournalismus redete [dem Publikum, den Leute jedoch] ein, dass sie reaktionäre Spießbürger seien, wenn sie Schönheit erwarteten. So zuckten sie die Achseln und schickten sich drein, denn wer möchte schon als reaktionärer Spießbürger gelten? Diese Einschüchterung wirkt bis heute fort. Aber ebenso besteht bei den meisten Menschen nach wie vor - vielleicht sogar mehr als je zuvor - eine Sehnsucht, ja geradezu ein Hunger nach Schönheit. Ich glaube, für nichts sind die Menschen so dankbar, als wenn ihnen einen kleines Stück Schönheit angeboten wird. Das gilt für Kinder noch viel mehr als für Erwachsene. Und wenn ihnen die Schönheit vorenthalten wird, dann greifen sie eben zum Surrogat, zum Ersatz, zum Kitsch, um ihren Hunger zu stillen.

Ich habe gesagt, Schönheit sei ihrem Wesen nach transzendent, also allein diesseitig überhaupt nicht faßbar. Sie ist sozusagen ein Lichtschein aus anderen Welten, der in die unsere hereinleuchtet und dadurch die Bedeutung aller Dinge verwandelt. Das Wesen der Schönheit ist das Geheimnisvolle und das Wunderbare. Die Banalitäten dieser Welt werden in ihrem Licht zu Offenbarungen einer anderen Wirklichkeit, aus der wir alle kommen und in die wir zurückkehren und nach der wir uns zeit unseres Lebens sehnen, obwohl wir sie vergessen haben."

Ich glaube doch, dass wir mit unserer Übersetzung von Endes Roman auf das Theater "ein kleines Stück Schönheit" in die Welt gebracht haben. Es ist für euch - also kommt!

Von Herzen alles Liebe,

Euer Henry

10. Oktober 2013, 10:51 Uhr

008: Ende ohne Ende

Liebe Leute!

Ich freue mich, euch endlich mein nächstes großes Projekt vorstellen zu dürfen. Es ist auch höchste Zeit, denn mein Ensemble und ich sind schon mittendrin in den Proben zu meinem neuen Stück, "Die Unendliche Geschichte. Teil Eins: Phantásien in Not", das Anfang Oktober am Theater der Jugend (Renaissancetheater) in Wien seine Uraufführung erleben wird. 

Michael Endes wunderbarer Roman "Die unendliche Geschichte" war eines meiner Lieblingsbücher, als ich zehn Jahre alt war, und die Idee, dieses poetische Meisterwerk der Phantasie auf die Bühne zu bringen, spukt mir bestimmt schon seit einem halben Jahrzehnt durch den Kopf. Ich bin dem Theater der Jugend sehr dankbar, dass sie sich mit mir auf dieses Abenteuer einlassen, denn jeder, der Endes Roman kennt, wird wissen, dass es eine Herausforderung sein muss, ihn zu dramatisieren und bühnenwirksam umzusetzen. Und tatsächlich schnitzen, nähen, modellieren, malen und tüfteln die Werkstätten schon fleißigst an diversen phantásischen Phänomenen...

Besonders froh bin ich, dass wir beschlossen haben, den ganzen Roman zu adaptieren, nicht nur den ersten Teil, den viele von euch von der Hollywood-Verfilmung Anfang der 80er Jahre kennen werden. Ich war einer von vielen, die damals vom Film stark beeindruckt waren (es war seinerzeit, glaube ich, der aufwendigste Special-Effects-Schinken Hollywoods). Michael Ende selber hasste die Verfilmung, wozu er einige gute Gründe hatte. Einer der wesentlichen war, dass der zweite Teil der Geschichte - Bastian Balthasar Bux' Aufstieg und Fall in Phantásien, und wie er letztlich doch zum Wasser des Lebens gelangt - einfach gekappt wurde. Dabei war es gerade Bastians Reise, um die es Ende ging - nicht nur die Heldenreise Atréjus.

Damit wir die ganze Spannweite der Geschichte vermitteln können, werden wir sie am Theater der Jugend in zwei Teilen - also zwei Produktionen - zeigen. Das Ensemble und Team, das jetzt an Teil Eins probt (Spielserie von Anfang Oktober bis Ende November 2013), wird sich im Frühjahr erneut zusammenfinden, um im Mai 2014 Teil Zwei zur Aufführung zu bringen. Diese zweiteilige Bühnenadaption ist europaweit einmalig. Und wie schon angedeutet: Die Stückfassungen durfte ich selber schreiben. Herz, was willst du mehr?

Mit einfachen aber "phantásischen" Mitteln setzen wir diese große Fabel um Phantasie und Wirklichkeit in Szene, und das wunderbare, dreizehnköpfige Ensemble und ich haben gerade sehr viel Freude an der Arbeit. Unter anderem im Produktionsteam dabei: der unermüdliche Gesamtausstatter Jan Meier, Bewegungscoach Lorna Dawson, Tonmagier Franz Flieger Stögner. Ich freue mich sehr, dass Komponist Thomas Zaufke (www.zaufke.de), mit dem ich zuletzt das Musical "Alice im Wunderland" schrieb, Lieder und Motive beigesteuert hat. 

Besonders aufregend für uns alle ist, dass wir verstärkt auf Puppen- und Figurentheatermittel setzen, um die Wesen Phantásiens auf die Bühne zu bringen. Felsenbeißer, Winzlinge, Borkentrolle, Glücksdrachen - sie alle und noch viele mehr entwickeln wir in Zusammenarbeit mit Puppenbauerin und -expertin Rebekah Wild (www.wildtheatre.net). Ein spannender und lustiger Prozess: Mit kindlicher Freude entdecke ich gerade für mich eine ganz neue Art von Theaterzauber.

Ich lade alle, die Endes Roman und/oder die phantastischen Möglichkeiten des Theaters lieben, aufs Allerherzlichste ein, die Reise nach Phantásien mitzumachen. Bis demnächst im Theater der Jugend! (www.tdj.at)

Noch ein kleiner Nachtrag zum "Sommernachtstraum" bei den Salzburger Festspielen: In der österreichischen Theaterzeitschrift "Bühne" wurde die Produktion gerade zur "Aufführung des Monats" gekürt: "ein mehr als gelungenes Debüt: unterhaltsam, spritzig, witzig, phantasievoll, entzückend, flott". Ein Sahnehäubchen auf den Sommer.

Bis bald!

Euer Henry

01. September 2013, 11:43 Uhr

007: Ausgeträumt!

So, die große Aufgabe ist gemeistert, oder wenn nicht gemeistert, so doch geschafft. Bis 22.August 2013 ist meine Inszenierung von William Shakespeares „Sommernachtstraum“ mit der Live-Orchestermusik von Felix Mendelssohn-Bartholdy (Ivor Bolton und das Mozarteum Orchester) noch bei den Salzburger Festspielen zu sehen – insgesamt sieben Mal.

Die Arbeit an dieser Produktion hat mich und meinen wunderbaren Ausstatter Jan Meier in irgendeiner Form anderthalb Jahre lang beschäftigt, und es ist ein seltsames Gefühl, keine „Sommernachtstraum“-Listen mehr auf dem Schreibtisch liegen zu haben. ("Liste" war Jan Meiers persönliches Un-Wort des Sommers.) Aber natürlich ist es auch eine große Erleichterung, dass die "Traum" jetzt da ist, wo er hingehört - auf der Bühne und in den Händen der vielen Darstellerinnen und Darsteller. Wir freuen uns über die positive Resonanz innerhalb und außerhalb der Festspiele. Die Produktion war intensiv, aber immer von guten (Elfen?)Kräften getragen - und man darf sagen, hier fand Teamwork auf höchstem Niveau statt. Danke euch allen von Herzen, vor und hinter der Bühne.

In der Zeit, die nun plötzlich wieder zur Verfügung steht, kann ich mir nun andere Aufgaben vorknöpfen, wie zum Beispiel meine Homepage auf den neuesten Stand zu bringen. Hier findet ihr nun Fotogalerien und Pressestimmen zum „Sommernachtstraum“ (unter "Regisseur") und zu meinem neuen Stück „Heiße Sohlen“ (unter "Autor"), das im Juni in der Linzer Kammerspielen uraufgeführt wurde. Außerdem neue Fotogalerien zu vier u\hof:-Inszenierungen: „Candide“, „Mampf!“„Orestie: Die Brut“ und „Wir sind Linz“. Viel Vergnügen beim Blättern.

Das letzte Wort hat natürlich Puck...

PUCK
Wenn wir Schatten Euch missfallen
Müsst ihr Euch - das hilft uns allen-
Denken, ihr wärt eingenickt
Als ihr unser Stück erblickt;
Hättet große Kunst versäumt
Und den Unsinn selbst geträumt.
Dieses Schattenspiel, das kaum
Mehr Substanz hat als ein Traum -
Kritisiert es nicht zu sehr:
Kritik ist leicht, die Kunst ist schwer!
Puck verspricht euch, ohne List:
Falls kein Buh zu hören ist,
Gibt‘s nächstes Jahr ein bess‘res Stück -
Garantiert! Sonst Geld zurück!
Puck weiß nicht, wie lügen geht.
Gute Nacht! Es ist schon spät!
Wer mein Freund ist, rührt die Hände.
Puck ist Eurer und sagt: Ende.

07. August 2013, 11:01 Uhr

006: Countdown läuft

Noch zwei Wochen bis zu unserer "Sommernachtstraum"-Premiere: Und obwohl wir alle ackern wie die Blöden, macht die Arbeit wirklich großen Spaß. 

Hier der Link zum "Salzburger Nachrichten"-Interview: ein paar Gedanken zum Wesen der Komödie, des Humors und anderer (Un)Wesentlichkeiten.

http://www.salzburg.com/nachrichten/spezial/festspiele/salzburger-festspiele/schauspiel/sn/artikel/sommernachtstraum-kontrollverlust-ist-immer-komisch-67453/

21. Juli 2013, 15:27 Uhr

005: Sommernachtsprobenträume

Schon die vierte Probenwoche in Salzburg! Die Uhr tickt.  Die Touristen schwärmen. Die Mücken schwirren. Unser "Sommernachtstraum" wächst jeden Tag ein bißchen weiter.

Am Gang vor dem großen Probenraum, dessen Längsseite der nackte Fels des Mönchsbergs bildet, stapeln sich abstruse Objekte: ein überdimensionales Rotkehlchen; das mossbewachsene Skelett eines rostigen Kinderwagens; stangenweise Hochzeitskleider; Elfenflügel und bunte Schmetterlinge; gigantische Nagelfeilen, Gabeln und Hutnadeln; hölzerne Dekoteile, die weitere riesige Requisiten markieren: ein Zauberkühlschrank, eine Sardinenbüchsensänfte. Um den täglichen Probenplan an der Türe ranken sich leuchtende Plastikblumen. Fechtdegen und Berge von knallroten Blütenblättern bilden die Tischdeko bei der wöchentlichen Produktionssitzung. 

Im Probenraum selber wechseln sich die Schauspielerkonstellationen rapide ab. Die Liebenden turnen sich akrobatisch durch rasant rezitierte Blankverse; der Elfenchor marschiert mörderisch zu lyrischer Mendelssohn-Musik; Zettel torkelt auf Eselshufen der verblendeten Titania in die Arme; Puck taucht in den Armen einer alten Fee in eine Bodenklappe ab; gestandene Handwerker mutieren zu hinreißend albernen Elfchen; Theseus und Hippolyta können sich nicht auf ein Hochzeitskleid einigen. 

Eine ganze Riege von Assistenten bewegen sich tagsüber zwischen Probenraum, Residenzhof, Schneiderei und Werkstatt hin und her, taucht mit Kostümteilen, Requisiten und selbstgebackenen Torten auf und mit langen Wunschlisten wieder ab. Luxus pur. Unser Choreograph Francesc ist nicht nur effizient und talentiert, sondern strahlt nichts als Zuversicht, Ruhe und Humor aus. Wie macht er das? Unser Ausstatter Jan ist immer an mindestens vier Orten gleichzeitig (einer davon scheint Essen zu sein). Unglaubliches Multitasking, und eine tour de force. Unsere Korrepetitorin Kati ist so am Ball, dass es fast schade ist, dass sie in wenigen Wochen von einem fünfzigköpfigen Orchester ersetzt werden wird. Ein wunderbares Team, das mich da unterstützt. Trotzdem sind die Tage manchmal ganz schön lang, und die Nächte kurz, und natürlich voller wirrer Träume. Wie sollte es auch anders sein?

Susi, die Garderoberin, sitzt neben dem Kaffeetisch und repariert einen Probenrock. Sie fixiert mich streng, während ich mit der Kaffeemaschine ringe. "Das wird ja richtig lustig", sagt sie, und wiederholt entschieden: "Richtig lustig." Tut gut, das zu hören, zwischendurch. Dein Wort in Gottes Ohr, Susi. Willi, schau oba.

10. Juli 2013, 21:28 Uhr

004: The Year of the Flood

Just finished Margaret Atwood's "Oryx and Crake" and "The Year of the Flood". Wonderful writing. Can't wait for part three, out in August, "Maddadam".

Here's one of the hymns of the God's Gardeners, perfectly balanced between parody and sincerity.


The Earth Forgives

The Earth forgives the Miner’s blast
That rends her crust and burns her skin;
The centuries bring Trees again,
And water, and the Fish therein.

The Deer at length forgives the Wolf
That tears his throat and drinks his blood;
His bones return to soil, and feed
The trees that flower and fruit and seed.

And underneath those shady trees
The Wolf will spend her restful days;
And then the Wolf in turn will pass,
And turn to grass the Deer will graze.

All Creatures know that some must die
That all the rest may take and eat;
Sooner of later, all transform
Their blood to wine, their flesh to meat.

But Man alone seeks Vengefulness,
And writes his abstract Laws on stone;
For this false Justice he has made,
He tortures limb and crushes bone.

Is this the image of a god?
My tooth for yours, your eye for mine?
Oh if Revenge did move the stars
Instead of Love, they would not shine.

We dangle by a flimsy thread,
Our little lives are grains of sand:
The Cosmos is a tiny sphere
Held in the hollow of God’s hand.

Give up your anger and your spite,
And imitate the Deer, the Tree;
In sweet Forgiveness find your joy,
For it alone can set you free.

10. Juli 2013, 20:56 Uhr

003: Alles Mögliche möglich

Meist inszeniere ich meine Theatertexte selber, aber demnächst kommt ein Stück von mir zur Aufführung, das der u\hof: Leiter, Regisseur John F.Kutil, in Auftrag gegeben hat. Es feiert kommenden Freitag im Rahmen des Theaterfestivals SHÄXPIR für junges Publikum Premiere und heißt "Heiße Sohlen" (siehe oranger Kasten rechts). Gestern war die 0-er Probe, und da durfte ich sehen, was John und das fast zwanzigköpfige Ensemble schon seit Februar proben. Das war ein ungewöhnliches Erlebnis - und ein schönes.

Das Stück (ab 13) spielt in einer alten Tanzschule, die in wenigen Tagen abgerissen werden soll. Zitat Pressetext: "Dort treffen sechs Jugendliche auf eine Gruppe tanzbegeisterter SeniorInnen. Beide Gruppen wollen den leerstehenden Raum für sich nutzen. Die SeniorInnen schwingen zu ihrem Vergnügen das Tanzbein. Jennifer und ihre Clique müssen für eine Castingshow ihre Choreographie proben und sind weniger entspannt. Es kommt zur Konfrontation." 

Der Spaß bei der Sache: Das Stück spielt auf zwei Zeitebenen, nämlich 1963, als die Tanzschule florierte, und heute, 2013, und die jungen SchauspielerInnen, die die Jugendlichen spielen, spielen auch die Senioren anno 1963, wie sie in just dieser Tanzschule das erste Mal aufeinander treffen. Zeitreisen auf dem Theater haben mir immer schon viel Spaß gemacht, und ich war bei der Probe gestern beglückt (und erleichtert) zu sehen, dass das, was in meinem Kopf annähernd geklappt hat, auch auf der Bühne funktionieren wird. Man weiß ja nie. (Wenn man beim eigenen Stück Regie führt, kann man ja etwaige Schwächen des Textes "weginszenieren"; man kann nicht davon ausgehen, dass ein fremder Regisseur so kulant ist, das genauso zu machen...)

Trotz vieler komplizierter Übergänge und Wirbelwindumzüge wurde jedenfalls kaum unterbrochen, und man spürte, das der Abend das Potential hat, bis zur Premiere in einer Woche ein Knüller zu werden. Besonders schön zu erleben war die Zusammenarbeit zwischen den jungen Profis und den älteren Laien, ich glaube, es sind immerhin dreizehn an der Zahl, die durchaus Anspruchsvolles zu spielen und zu tanzen haben, und das mit einer großen Hingabe machen. Mein lieber Freund John F. Kutil hat sie wunderbar geführt, und man merkt, wie viel Spaß es ihnen macht, auf der Bühne zu stehen und ihre Figuren zu verkörpern. 

Mich hat der Durchlauf berührt, und das ist richtig so: Es ist ein Stück über die Liebe - über erste Liebe und (?) letzte Liebe, über Selbsttäuschungen und zweite Chancen, über die Freude am Tanz, die Freude am Miteinander. Letzteres hat John in seinen Regiearbeiten immer schon wunderbar vermittelt, und der Funke wird, da bin ich überzeugt, auch hier überspringen. Beim Zusehen gestern durfte ich mich jedenfalls glücklich schätzen, dass der Text in so guten Händen ist. 

Euer Henry

15. Juni 2013, 11:52 Uhr

002: Salzburg calling

So, eine Woche noch bevor in Salzburg die Proben zu Shakespeares "Sommernachtstraum" beginnen. Nach einer für meine Verhältnisse langen Probenpause von vier Monaten merke ich, dass die Lust auf die Arbeit groß ist. So gerne ich am Schreibtisch vor mich hinwerke und mich bemühe, beim Schrieben auf meine eigene Stimme zu hören, so schön ist es wieder, auf den Proben vielen verschiedenen Meinungen und Energien zu begegnen, sich ins Ungewisse zu begeben. Man weiß ja nie, wohin einen die Reise führen wird; das macht manchmal Herzflattern, aber da heißt es Vertrauen haben. Und in diesem Fall kommt so ein talentiertes Team wunderbarer Menschen zusammen, auf und hinter der Bühne, dass mir das nicht schwer fallen wird. Alles in alles: Was für ein Geschenk, sieben Wochen lang jeden Tag Shakespeare. (Und sonntags "Dexter".)

Was steht sonst so auf dem Programm? Heute habe ich meine Stückfassung vom ersten Teil der Unendlichen Geschichte zum hoffentlich letzten Mal überarbeitet - demnächst mehr dazu. Bin erst mal recht zufrieden mit dem Ergebnis. Parallel dazu gibt's zahlreiche emails und Skype-Konferenzen zu den Themen Glücksdrachen, Felsenbeißern und Pettigrohr...

Die ersten Probenpläne für den "Sommernachtstraum" wollen geschrieben werden - ein logistischer Albtraum natürlich, den ich mit einigem Erfolg zu verdrängen versuche. An der Homepage arbeite ich Stück für Stück weiter - ein paar neue (alte) Produktionen sind jetzt online - und immerhin bis 2002 habe ich mich nach hinten gearbeitet.

Lesen tue ich Lars Keplers Zweitkrimi "The Nightmare", der wunderbar vom Probenplanschreibenmüssen ablenkt. Selbiges leistet die "Six Feet Under"-Retrospektive, die allabendlich in unserem Wohnzimmer stattfindet. Ich schaue die Folgen bereits zum dritten Mal, und bin immer noch hingerissen von der Qualität der Drehbücher und der Schauspieler. Unfassbar gutes Fernsehen. Wisst ihr vermutlich alle selber schon. 

Ansonsten wuchert der Kräutergarten am Balkon sehr üppig (unter "Impressum" zu bewundern), und ich werde ihn vermissen, wenn es in einer Woche nach Salzburg geht...

Abschließend das passende Zitat zum Hochwasser und ein Sneak Preview vom "Sommernachtstraum": Titanias wutentbrannte Rede an Oberon. Was lernen wir daraus? Die Feen sind schuld.

TITANIA:
Das sind Erfindungen der Eifersucht!
Seit Sommeranfang kam das Elfenvolk
Nicht mehr zusammen, ob im Schilf, im Tann,
Am Meeresstrand, am Quell noch irgendsonst,
Um friedlich nach dem Flötenlied des Winds,
Das er nur uns zuliebe pfiff, zu tanzen,
Ohne dass du mit deiner Eifersucht
Uns nicht das Fest gründlich verdorben hättest.
Der Wind, der uns vergeblich aufgespielt,
War so erzürnt, dass er, um sich zu rächen,
Die Regenwolken einsog über‘m Meer
Und dann aufs Land trug, um es zu ertränken.
Die Flüsse traten über ihre Ufer,
Und überschwemmten alles ringsumher.
Vergebens pflügt der Ochse, schwitzt der Bauer,
Das junge Korn fault, eh ein Flaum ihm wächst.
Das Feld ersäuft, die Krähen mästen sich
An totem Vieh. Morast bedeckt die Straßen,
Obstgärten liegen unter Schlammlawinen -
[...]
Und diese ganze Höllenbrut von Plagen
Stammt ab von unserm Streit, von unserm Zwist –
Wir sind ihr Grund, ihr Ursprung, ihre Eltern.

Bis demnächst!

Euer Henry

10. Juni 2013, 15:28 Uhr