"Die unendliche Geschichte" ist ziemlich lang. Auch im Theater der Jugend, wo gestern, Dienstag, die Bühnenfassung von Regisseur Henry Mason Premiere feierte. Michael Endes epische Hommage an die Fantasie hielt aber auch das junge Renaissancetheater-Publikum (ab sechs Jahren) durchgehend bei der Stange: Mit liebevoller Requisite, deren Grenzen zum quirligen Ensemble fließend sind, gelingt das Kunststück, den Zauber des zeitlosen Kinderbuchs auch jenseits des Werks zu vermitteln.
Das Buch steht natürlich trotzdem im Zentrum. Schließlich ist Bastian Balthasar Bux (von Stefan Rosenthal berührend gespielt) ein so begeisterter Leser, dass er sich mit dem soeben aus dem Antiquariat gestohlenen Band am Dachboden seiner Schule und auf einem Stapel Turnmatten verschanzt, um sich ganz in die Geschichte vertiefen zu können. "Phantásien in Not" liest er über dem ersten Kapitel, und so nennt sich auch "Teil eins" des Fortsetzungstheaters - die Premiere des zweiten Teils folgt im Mai. Das bedrohte Fantasie-Reich mit seiner kindlichen Kaiserin, dem Helden Atreju, den Bewohnern Blubb und Urgl, Ückück und Gmork, dem Glücksdrachen Fuchur, der "uralten Morla" oder dem Insektenschwarm "Ygramul die viele" wird schon bald inmitten des Dachbodens lebendig.
Ähnlich wie Ygramul funktioniert dabei das ganze Ensemble: Wie ein einziger,vielgliedriger Körper wandeln sich die Darsteller blitzschnell, jeder mit diversen mobilen Requisiten bewaffnet, von der Schulklasse zu Puppenspielern, von bunten Fantasiewesen zu schwarzgewandeten Bühnengehilfen. Getreu der Botschaft des Buches, dass alles möglich ist, was wir uns vorzustellen vermögen, werden auch die Regeln der Bühnendramaturgie im Handumdrehen ausgelotet, überschritten und neu geschrieben. Jeder kann alles sein, sofort, wenn es sein muss. Atreju wird kurz mal zur Holzpuppe, wenn er auf Fuchur durch die Luft schwebt und landet, als er abstürzt, sogleich wieder als ganzer Mensch (energisch: Benjamin Levent Krause) auf dem Boden.
Obwohl diese "unendliche Geschichte" sich immer wieder stark an die kultige Verfilmung aus den 80er-Jahren anlehnt, ist sie letztlich doch eine auch für kleine Kinder unmissverständliche Liebeserklärung an das Buch und an das Lesen. Sie führt spielerisch vor Augen, dass die Tür zum riesigen Reich der eigenen Vorstellungskraft, zum grenzenlosen Phantasien, auch dann noch einen Spalt weit offensteht, wenn Konsumdruck, Leistungswahn, Langeweile oder eben das "Nichts" sich in unserem Alltag bereits ausgebreitet haben. Dieser Fingerzeig ins Innere dürfte auch mancher erwachsenen Begleitperson nicht schaden.
apa, 9.10.2013 - DIE UNENDLICHE GESCHICHTE
Höchst gelungener Auftakt der neuen Saison des Theaters der Jugend (Wien) mit Teil 1 von Michael Endes "Unendlicher Geschichte".
Michael Endes „Unendliche Geschichte“ in einem anderen Medium als Buch zu bearbeiten ist eine (fast) unendliche Herausforderung. Immerhin lebt doch die fantasievolle Geschichte mit fantastischen Figuren, Wesen und Szenen, die selbst wieder ein Plädoyer für Fantasie sind, davon, dass sich jede und jeder beim Lesen eigene Bilder im Kopf schafft, die eigene Fantasie vielleicht beflügelt.
Und doch gibt es Verfilmungen, Theater- und Musicalversionen. Nicht immer sehr gelungene. Das Theater der Jugend in Wien eröffnet die diesjährige Saison mit „Phantásien in Not“ und wird das Spieljahr im Mai und Juni mit der „Schlacht um den Elfenbeinturm“ als Teil zwei der Unendlichen Geschichte ausklingen lassen.
Und mit Teil 1 ist dem Ensemble auf der Bühne im Bündnis mit dem Team hinter den Kulissen gelungen, was nicht so leicht ist: Trotz vieler AkteurInnen, vieler Schauplatzwechsel, vieler riesiger bis fast winzigkleiner Figuren, trotz Einsatz eines beträchtlichen Teils der großen Maschinerie, die das Renaissancetheater hergibt, bleibt viel Raum für weiterspinnende Bilder im Kopf jedes einzelnen Zuschauers und jeder einzelnen Zuschauerin – ob 6 Jahre jung (ab diesem Alter ist das Stück geeignet, da sind auch die fast zweieinhalb Stunden – mit einer Pause - nie zu lang) oder gut zehn Mal so alt.
KInderKurier, 8.10.2013 - DIE UNENDLICHE GESCHICHTE
Heute haben mein Sohn und ich und die "Unendliche Geschichte" angesehen und waren so unendlich begeistert wie schon lange nicht mehr von einem Theaterstück. Alles war phantastisch! Mir sind vor lauter Rührung zum Schluss nur mehr die Tränen heruntergeronnen, so schön waren die Inszenierung, die Musik und die wirklich unendlich engagierten, großartigen Schauspieler. Sowohl Kostüme als auch die Lieder haben mein Herz sehr berührt. Ein wunderbares Erlebnis.
Publikumsstimme, 14.10.2013 - DIE UNENDLICHE GESCHICHTE
Glücksritter auf Sinnsuche - "Die unendliche Geschichte" als effektvolles Spektakel im Theater der Jugend
Bücherlesen ist mitunter gefährlich. Bestes Beispiel für die Abenteuer, in die Vielleser geraten können, ist wohl Michael Endes Kinderbuchklassiker "Die unendliche Geschichte". Der Fantasy-Roman, 1979 veröffentlicht, ist nun in zwei Teilen im Theater der Jugend herausgekommen. Teil eins der Adaption von Bastian Balthasar Buxens Irrfahrten feierte im Herbst Premiere. Der zweite Teil - "Die Schlacht um den Elfenbeinturm" - ist derzeit im Renaissancetheater zu sehen.
Der Büchernarr Bastian (konzentriert: Stefan Rosenthal) erhält nach der Rettung Phantásiens den Auftrag, die Fantasiewelt nach seinen Wünschen neu zu gestalten. Durch diese Allmacht schlittert der Protagonist in eine veritable Krise. Die Erschaffung von Phantásien ist demnach eine Reise zu seinem wahren Selbst.
Durch die komplexe und episodenreiche Handlung führt Regisseur Henry Mason mit einem Feuerwerk an effektvollen Regieeinfällen. Es ist eine opulente Inszenierung mit gelungenen Musikeinlagen, dramatischen Kampfszenen, eleganter Choreografie, überzeugendem Puppenspiel - der Glücksdrache Fuchur sieht aus wie ein Drache aus chinesischen Straßenumzügen - und üppigen Kostümen, die an Fantasy-Verfilmungen wie "Der Herr der Ringe" erinnern.
Wiener Zeitung, 22.05.2014 - DIE UNENDLICHE GESCHICHTE
"Ganz unter uns" heißt es heuer in der Kulturfabrik Helfenberg, wo Henry Mason sich um Alan Ayckbourns geschwätzige Tragikomödie annimmt, bei der man immer wieder lachen muss - obwohl man doch weiß, dass das alles eigentlich zum Weinen ist. Eine Art turbulente Familienaufstellung der ganz besonderen Sorte. [...] Es passiert nicht viel in dieser punktgenauen Inszenierung, für die Isabella Reder einfach eine Garage mit "durchsichtigen" Wänden in den Raum gestellt hat. Dafür wird sehr viel geredet - und das gerät zu einem regelrechten Schauspielerfest! John F. Kutil versteckt sich als Dennis hinter seinen nicht enden wollenden Worteruptionen. Er ist immer das Kind seiner Mutter geblieben, die Ingrid Höller mit einer umwerfend zuckersüßen Altersschärfe in den Raum knallt. Seine Frau Vera (Stephanie Katharina Schreiter: sehr fein, sehr eindringlich) stört da nur. Keine leichte Sommerkost - dafür große Darstellerkunst!
Kronen Zeitung, 24.Juli 2014 - GANZ UNTER UNS
Aneinander vorbeizureden, die Unfähigkeit, Bedürfnisse des anderen zu erkennen, ist unausrottbarer Beziehungskiller, seit sich der Mensch paart. Das Publikum kennt, was da geboten wird. [...] Alles ist glaubhaft verworren und im Ayckbournschen Sinn überdreht. Stephanie Katharina Schreiter kippt bemerkenswert vom ringenden Blondchen zur sturen Realitätsverweigerung. Ingrid Höller ist eine blendende Mutter-Kanaille, die erst Ruhe gibt, als Vera besiegt ist. Neil scheint wie für Rafael Schuchter geschrieben worden zu sein. [...] Alles wälzt sich dem Schrecken entgegen, ausweglos, aber im lustigen Gewand. Großer Premierenapplaus.
OÖ Nachrichten, 24.7.2014 - GANZ UNTER UNS
Wieder einmal möchte ich mich melden und mich für die großartige Vorstellung gestern der "Unendlichen Geschichte 2" bedanken. Diesmal war es [mein Sohn], der mir das aufgetragen hat, weil er so über alle Maßen fasziniert und gefesselt war von euch allen! Und das sagt einer, der eigentlich nur an Fußball und PC-Spielen interessiert ist und kaum jemals ein Buch in die Hand nimmt. Ihr schafft es mit eurem Engagement und dieser besondern Form der Liebe zu dem, was ihr tut, und wie ihr es tut, das Publikum nicht nur zu begeistern, sondern auch in dieser Liebe baden zu lassen. Bei Viktor hat es transformierend gewirkt. Nicht nur dass er Theater mag, will er jetzt gerne wieder ein Buch lesen. Wenn das kein Erfolg ist?
Publikumsstimme, 18.5.2014 - DIE UNENDLICHE GESCHICHTE
So sieht ein programmierter Hit aus, so hört sich ein sicherer Hit an. Mit „Der Zauberer von Oz“ hat die Wiener Volksoper einen Volltreffer gelandet, der Kinder, Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen begeistern dürfte.
Denn was Regisseur Henry Mason und sein Ausstatter Jan Meier aus Frank Baums 1939 (mit Judy Garland ) verfilmten Stoff machen, ist großartig. Bunt, aber nie grell, sehr charmant und geschmackvoll kommt die Geschichte rund um das Mädchen Dorothy, die von Kansas in das Fantasiereich Oz verschlagen wird, daher. Tolle Kostüme, herrliche Pointen, eine gute Choreografie lassen nicht nur Kinderherzen höher schlagen. Dass auch viel Raum für Zwischentöne bleibt, ist sehr erfreulich.
Gleiches gilt für die musikalische Seite: Dirigent Lorenz C. Aichner hat das Orchester und die Chöre (stark der Kinder-und Jugendchor) des Hauses im Griff; die Besetzung kann sich hören lassen und glänzt durch Spielfreude. Johanna Arrouas ist eine entzückende, glaubhafte Dorothy, Christian Graf brilliert als böse Hexe des Westens. Peter Lesiak als Vogelscheuche, Oliver Liebl als Blechmann und Martin Bermoser als feiger Löwe sind Dorothys hinreißende Gefährten. Und Hausherr Robert Meyer hat als Zauberer eine neue Paraderolle gefunden. Einhelliger, frenetischer Jubel für alle.
Kurier (Nachtkritik), 7.12.2014 - DER ZAUBERER VON OZ
Wie schön doch 2D sein kann! Kulissen, die nicht verbergen, dass sie solche sind, und eine gesunde Menge an Fantasie: Der Wiener Volksoper ist mit dem Musical "Der Zauberer von Oz" gelungen, eine zauberhafte, unaufgeregt ernsthafte und vor allem trotz dreistündiger Spieldauer kurzweilige Produktion für Jung und Alt auf die Bühne zu bringen.
Genannte Ingredienzen - ergänzt um liebevoll-detaillierte Ausstattung und hervorragende Akteure wie am Samstagabend vom Kinderchor über das Wiener Staatsballett bis zu Volksoperndirektor Robert Meyer als Zauberer höchstpersönlich - vermisst man im gehobenen Kinder- und Jugendtheater mittlerweile allzu oft [...] Langer Jubel für einen kurzweiligen Abend.
APA, 7.12.2014 - DER ZAUBERER VON OZ
Die Wiener Volksoper bleibt weiterhin auf Erfolgskurs. Und sie liefert alle Ingredienzien für das „Erfolgsrezept“ mit. [...] Man benötigt eine bunte, märchenhafte Produktion, eine exzellente Besetzung und ein Publikum, das sich den Träumen der Kinder ohne Einschränkungen hingibt. All das ist in der Volksoper vorhanden. Henry Mason, der Regisseur wurde zwar 1974 in London geboren, seine Theater-Karriere fand aber in Dortmund, Klagenfurt, Linz, Salzburg und Wien statt. „Der Zauberer von Oz“ hat Witz und Schwung – nur manchmal wird der Text zu sehr „zelebriert“. Insgesamt dennoch: das große Lob!
Für Ausstattung und Kostüme zeichnet Jan Meier verantwortlich. Farbenpracht und Stilvielfalt dominieren. Ein üppiges Mohn-Feld und die blaugrüne Smaragd-Stadt haften besonders im Gedächtnis. [...] Witzig die Choreographie von Francesc Abos. Und ideal die Besetzung [...] Der Jubel war groß und ehrlich. Und die Volksoper hat einen Hit mehr zu bieten.
Der neue Merker, 7.12.2014 - DER ZAUBERER VON OZ
Henry Mason inszenierte an der Volksoper Harold Arlens Musical “Der Zauberer von Oz” nach dem Roman von L.Frank Baum, und das ist ihm so hinreißend gelungen, dass man gar nicht weiß, wo anfangen zu erzählen. Masons Arbeit ist komplett große Broadwayshow. Der Abend ist der Stoff, aus dem die Publikumslieblinge gemacht werden. Und da ist das Hündchen Toto, bewegt von Puppenspieler Daniel Jeroma, der die ganze Zeit über mit auf der Bühne ist. Es ist schon was anderes, hätte man Dorothy ein lebloses Plüschtier unter den Arm geklemmt, als hier ein Wesen, das wedeln, winseln und Mitspieler abbusseln kann. Für die Idee das erste Bravo.
mottingers-meinung.at, 7.12.2014 - DER ZAUBERER VON OZ
Märchenhafter Erfolg: Musicalzauber für Groß und Klein an der Volksoper.
Noch ist das Musical nicht verloren. Zwar stimmt es, dass die guten Neuheiten längst alt sind. Mit betagten Stoffen lässt sich aber immer noch ein Staat machen, nicht zuletzt mit einschlägigen Filmklassikern. Ein cineastischer und familienfreundlicher Held nun auch an der Volksoper: "Der Zauberer von Oz" schwingt da seit Samstag den Zauberstab.
Er tut dies nicht nur im Dienste der Kleinen. Schon der Wortwitz der Übersetzung bürgt dafür, dass auch Erwachsenen-Bäuche beben. Das Hauptlob gebührt aber Regisseur Henry Mason, dem hier so etwas gelingt wie die Quadratur des Kreises. Einerseits versorgt die Ausstattungswundertüte (Jan Meier) Groß und Klein gleichermaßen: Da braust die gute Hexe im Flugei an, da stecken die possierlichen Munchkins in Schottenkaros, da blitzen aber auch Anspielungen an die Verfilmung mit Judy Garland (1939) auf und an die goldene Swingära, der Harold Arlens Songs entstammen.
Andererseits vermeidet Mason ein Zuviel an Klimbim. Und indem er das Gros der Bühne meist unverbaut lässt, öffnet er nicht nur Spielraum für Slapstick und Revuetänze (Francesc Abós), sondern vor allem: für die Fantasie, die in diesem Märchen ein hohes Gut ist. Immerhin imaginiert sich die kleine Dorothy mit ihrem Hund nach Oz und hilft dort drei (scheinbar) defizitären Freunden, ihre Lebensträume zu verwirklichen.
In der Volksoper geht dies zwar technicolorbunt, aber meist mit schlichten Mitteln vonstatten: Dorothys Wauzi ist aus Stoff gefertigt und wird von einem Hundepuppenführer bewegt, das Bühnenbild ist meist nur 2D, aber stets fantasieanregend - vom Kulissen-Haus in Kansas bis zur Smaragdstadt, in der der (auch nur: scheinbar!) großmächtige Zauberer wohnt.
Direktor Robert Meyer verkörpert ihn mit markiger Selbstironie und reiht sich damit in ein agiles Ensemble ein: Johanna Arrouas (Dorothy) glänzt als putziges Energiebündel, Peter Lesiak (Vogelscheuche) ragt mit warmer Singstimme aus Dorothys Begleitertrio hervor, und Christian Graf ist als giftgrüne Hexe ein herrlicher Bosnigl.
Wiener Zeitung, 8.12.2014 - DER ZAUBERER VON OZ
Der Hollywood-All-Time-Klassiker „Der Zauberer von Oz“ sorgt in einer überzeugenden, kunterbunten Bühnenfassung für beste Musicallaune.
Henry Mason hat sehr geschickt und mit leichter Hand Regie geführt und Jan Meier sich eine fantasievoll bunte Ausstattung ausgedacht, die dezent jeglichem Musical-Kitsch ausweicht und mit allerlei Vorhängen und filmischen Mitteln raffiniert die fließende Verwandlung der vielen Schauplätze erlaubt.
Natürlich hat man sich am Film orientiert und dabei doch eine sehr eigenständige Bildsprache gefunden. Toto der Hund ist eine herzige, von einem Schauspieler (Daniel Jeroma) geführte Puppe, was schönen Effekt macht. Die Bühnenfassung erlaubt es auch, Szenen, wie den mitreißenden „Jitterbug“ (Choreografie: Francesc Abós), der aus dem Film herausgeschnitten wurde, zu zeigen. [...]
Den Vogel schießen der Kinder- und Jugendchor der Volksoper ab (Einstudierung: Lucio Golino und Brigitte Lehr), deren Mitglieder als minierwachsene Bewohner von Munchkin mit ansteckender Begeisterung über die Bühne wirbeln und dazu so großartig singen und tanzen, dass man seinen Augen und Ohren nicht traut [...] Dirigent Lorenz C. Aichner sorgt gemeinsam mit Orchester und Chor für den rechten Schwung – und die Volksoper hat einen neuen Musicalhit für Jung bis Alt im Repertoire.
Die Presse, 8.12.2014 - DER ZAUBERER VON OZ
Viel Applaus und Jubel für eine höchst gelungene, schwungvoll phantasievolle Musicalproduktion an der Wiener Volksoper: Am Samstag hatte "Der Zauberer von Oz" in der märchenhaft bunten und doch in die Tiefe gehenden Inszenierung von Henry Mason Premiere. Der in Oberösterreich bestens bekannte Regisseur erzählt die Geschichte ohne große Schnörkel, thematisiert aber dabei auch die Wünsche und Sehnsüchte des Erwachsenwerdens, die Kraft, gemeinsam etwas bewirken und damit Mut, Herz und Hirn nicht nur zu beweisen, sondern auch erweitern und vergrößern zu können.
Das Eintauchen in die psychologischen Tiefen des Stückes und vor allem die mit viel Liebe zum Detail und einer fast kindlich naiv realistischen Phantasie erstellte Umsetzung des Stoffes begeisterten.
Viel dazu beigetragen haben die faszinierend vielgestaltigen Bühnenbilder und Kostüme (Jan Meier), die beeindruckende Lichtgestaltung (Mario Ilsanker) und eine dem Stück mehr als gerecht werdende, höchst wirkungsvolle Choreographie von Francesc Abós. Alles zusammen war ideal vernetzt, was eine perfekte, nicht nur die Kinder verzaubernde Show gelingen ließ.
OÖ Nachrichten, 9.12.2014 - DER ZAUBERER VON OZ
Eine großartige Liebeserklärung an die Fantasie und das Theater: Mit "Der Zauberer von Oz" landet die Volksoper einen absoluten Hit mit Haltbarkeitsgarantie.
Da sage noch einer, Musical sei ein knallbuntes, grelles, rein oberflächliches Spektakel ganz ohne Tiefgang. Nein, es geht auch anders. Das beweist die Wiener Volksoper mit ihrer großartigen Neuproduktion "Der Zauberer von Oz", die vor allem eines ist: Ein Triumph der Fantasie und einer des Theaters.
Denn was Regisseur Henry Mason und sein kongenialer Ausstatter (was für herrliche Kostüme!) Jan Meier aus Frank Baums Roman und den Songs von Harold Arlen sowie E. Y. Harburg machen, ist einfach entzückend, hat Witz, Charme, Stil und Klasse.
Da bedarf es keines Brimboriums und auch keiner Holzhammer-Ästhetik, um die Geschichte des Mädchen Dorothy, das im Zauberland Oz allerlei Abenteuer zu bestehen hat, schnörkellos und liebevoll zu erzählen. In der stringenten, für die Royal Shakespeare Company 1987 erstellten Bühnen-Fassung ist dennoch alles da, was das Theaterherz begehrt.
Flotte Verwandlungen (dank unzähliger, toller Tableaus), schwungvoll-elegante Balletteinlagen (fein die Choreografie von Francesc Abós) sowie perfekt arrangierte Chor-und Massenszenen (Kompliment auch an den Kinder- und Jugendchor des Hauses) – dieser "Zauberer von Oz" besticht durch Details und ein Feuerwerk an guten Ideen.
Denn Mason und sein Team vertrauen der Vorlage, zeichnen echte Charaktere, sorgen für starke Effekte, haben auch an den Dialogen (bis auf "Over the Rainbow" wird alles auf Deutsch gesungen) sehr gut gearbeitet. Zwei, drei Längen lassen sich noch korrigieren. Der Lachfaktor ist hoch, ein paar gruselige Stellen (mit Video-Wall und Zitaten!) gibt es auch. Dennoch bleibt alles kindgerecht. [...] Der Enthusiasmus aller Beteiligten überträgt sich dabei mühelos auf das Publikum. [...] Jubel für alle Beteiligten.
Kurier, 8.12.2014 - DER ZAUBERER VON OZ
Shakespeares „Sommernachtstraum“, inszeniert von Henry Mason, mit Mendelssohns kompletter Schauspielmusik, dirigiert von Ivor Bolton – eine traumhafte Aufführung der Salzburger Festspiele ist jetzt auf DVD erschienen.
Eine Aufführung des Gesamtkunstwerks [ist] fast zwangsläufig [ein] Unternehmen, das sich nur große und potente Festivals leisten können. So wie 2013 die Salzburger Festspiele, die dem Werk in warmen Sommernächten im Residenzhof eine spektakuläre Bühne für Wort, Spiel und Musik bereiteten. Auf der aktuell erschienenen DVD-Aufzeichnung kann man miterleben, dass Mendelssohns Musik nicht nur von außen herangetönter Kommentar zu den Verwirrungen im elfen- und feen-durchschwirrten Wald bei Athen ist, sondern ein integraler Bestandteil des Spiels [...]
Das zeigt sich schon im Bühnenbild, das das Orchester (das Mozarteum-Orchester unter seinem Chefdirigenten Ivor Bolton) in der ersten Etage über der Bühnenfläche platziert, gut sichtbar, immer wieder in wechselnde Lichtstimmungen getaucht und manchmal auch munter ins Geschehen einbezogen, wenn plötzlich Puck mit Bolton um den Dirigentenstab rangelt und damit wild gestikuliert.
Das Verhältnis zwischen Musik und Spiel bietet in dieser Aufführung keine eindeutige Hierarchie, Masons Bilder und Regieeinfälle arbeiten der Musik ebenso zu wie sie dem Bühnengeschehen. Sie ist mehr als nur beiläufig-gefällige Untermalung des Spiels, sie ist seine gleichberechtigte Partnerin – auch wenn der Text in den knapp drei Stunden natürlich ein längenmäßiges Übergewicht hat gegenüber den 45 Minuten Musik. Doch die Musik bremst nicht, die Handlung auf der Bühne läuft durchgängig zur Musik weiter, so entsteht fast das Gefühl, eine gesprochene Oper zu erleben.
Gleich in der Ouvertüre, die Mendelssohn im Alter von 17 Jahren schrieb, erzählt Mason zur Musik ebenso viele kleine Handlungsbausteinchen aus dem Vorfeld der Athen Fürstenhochzeit, wie die Musik einmal im Schnelldurchgang durch alle Dimensionen des folgenden „Sommernachtstraums“ führt. Wobei Bolton da keineswegs nur flimmernden Sternstaub, Elfenkichern und süßliche Romantik ins Traumland hinabglitzern lässt – er malt vor allem auch die irrlichternden, düsteren, dunklen Stellen aus, in denen von untergründigen Ängsten, von Sehnsüchten und abgründigen Leidenschaften die musikalische Rede ist. [...] Boltons Kunst ist es, das durchweg mit leichter Hand zu tun – es ist in seiner Version immer Märchen und Traum und kein Drama.
Nicht genug loben kann man kann man Henry Mason neue Textfassung, die frei und frech, dabei mit großen Respekt die zu Ikonen gewordenen Verse von Schlegel/Tieck behutsam modernisiert, und ihren und Shakespeares Sprachwitz dezent ins Heute transportiert – eine große und großartig gelungene Arbeit. Genau wie seine quirlige, leichtgängige Regie mit einem jungen Ensemble. Mason beherrscht den Elfenspuk ebenso wie die feine Karikatur des Yuppie-Hofs von Theseus und Hippolyta, lässt beim Streit zwischen Oberon und Titania gewaltig die Fetzen fliegen und Puck wunderbar anarchisch herumchaotisieren.
Das ist Salzburger Sommertheater vom allerfeinsten. Ein Glück, dass es auf DVD dokumentiert wurde und erhalten bleibt.
www.kultur-port.de, 21.8.2014 - EIN SOMMERNACHTSTRAUM
Wenn man eine etwa zweitausend Jahre alte, sehr komplexe Geschichte aus Indiens Götter – und Heldenwelt der Wiener Jugend von heute näher bringen will, so ist das ein sehr mutiges Unterfangen. Dass es so grandios gelungen ist, dass die sonst auf cool und blasiert machenden Teenager voll mitgegangen sind, mucksmäuschenstill waren und dann zum Schluss in wahre Begeisterungsstürme ausgebrochen sind, ist in erster Linie Regisseur Henry Mason zu verdanken, der wahre Wunder vollbracht hat. Zugrunde lag ihm dabei die äußerst geschickte Dramatisierung des Briten David Farr.
Unterstützt wurde er bei diesem Vorhaben von einem sehr fähigen Team. Vinzenz Karl Gertler gestaltete dabei die so praktische wie stimmungsvolle Bühne, die farbenprächtigen Kostüme stammen von Jan Meier: Ganz possierlich sind die Affen mit stehendem Kringelschwanz und Gesichtsbehaarung ausgefallen.
Mit einfachen Mitteln wurde indische Atmosphäre auf die Bühne gezaubert, die von Blau- und Gold-Tönen dominiert wird. Ein aufklappbarer runder Baukörper im Zentrum des Geschehens kann mit wenigen Accessoires von einer Palastanlage zu einem Tempel, vom Dschungel in ein Schlachtfeld verwandelt werden.
Das ganze wäre natürlich sinnlos, wenn nicht eine begnadete Truppe von sieben exzellenten Schauspielern, mit Ausnahme der Helden jeweils mit mehrfachen Rollen bedacht, diese hinduistische Geschichte, einen Klassiker der Weltliteratur, zum Leben erweckt hätten. Henry Mason hat mit Anleihen an östliches Theater – von javanischen Puppen bis japanisches Bunraku – und bei westlichen Theaterformen (etwa Slapstick) die Geschichte immer spannend vorangetrieben. Mit einfachsten Mitteln, zum Beispiel einigen Bambusstäben und drei Stabpuppenfiguren, wurde farbenprächtig und klar eine 10000 Kilometer lange Brücke durch ein ganzes Meer gebaut und überwunden. Die Zuschauer wurden voll integriert, die Schauspieler nutzen auch den Zuschauerraum, um große Menschenmengen zu suggerieren.
Ein großes Kompliment gebührt Sebastian Pass der kurzfristig eine der Hauptrollen, den Affenkönig Hanuman, übernommen hat und durchaus mit dem hohen Niveau seiner sechs Kollegen mithalten konnte. Christian Graf legte eine Knallcharge hin, eine geile Dämonin mit Superhängebusen, das den ernsten Charakter des Stücks über Ehre, Treue und Worthalten auflockerte. Katharina Solzbacher lieferte in einer ihrer vielen Rollen eine intrigante Königin.
Der Hingucker des Stückes war natürlich die hübsche, schlanke Iréna Flury, die nicht nur glaubhaft die Seelenqualen der entführten Gattin Sita verkörperte, sondern auch einen Sari sehr vorteilhaft zu tragen verstand. Die Kampfszenen zwischen dem Gatten Ram (Manolo Palma) und dem Bösewicht, dem König der Dämonen (Andreas Kammerzelt), waren im wahrsten Sinne des Wortes bühnenreif. Joachim Rathke als u.a. alter König und Daniel Jeroma als Rams Bruder ergänzten auf hohem Niveau.
Dieser Theaterabend, der im Theater der Jugend stattfindet, verdient dennoch nicht nur ein jugendliches Publikum, sondern wäre auch für jeden erwachsenen Zuschauer eine Bereicherung. Gespielt wird noch bis zum 28. April.
www.der-neue-merker.eu,14.04.2015 - RAMAYANA
Letzte Ausfahrt Shakespeares Eiland inklusive herrlicher Strandbar: Es ist Theater- und Revueglück pur, wenn jedes Ich ein Witz ist, und keiner mehr weiß, wer er ist in der „Komödie der Irrungen“ bei den Salzburger Festspielen. Der Regisseur Henry Mason, der auch das Stück in intelligent-flotte Flutsch-Jamben übersetzt hat, [...] der seinen Shakespeare zunächst einmal als good story begreift, bevor er die Story ins sanft Abgründige aufblättert, hält wunderbar schwindelfrei und geschmackssicher die Balance zwischen Witz und Wut, Spaß und Hirnriss, Gag und Gusto, Komödie und Farce. So ist diese Veranstaltung die erquicklichste, glücklichste und launenmachendste Salzburger Festspiel-Produktion seit langem geworden. Der Insel der Verwirrten wird unter Masons flotter Hand zu einer Insel der tollen Seligen, die ihr falsches Leben in der richtigen Katastrophe wie eine große Lust genießen. [...]
Und so, wie dem Schauspieler und Verwandlungskünstler Florian Teichtmeister eine blaue Kappe genügt, um sich in den Syrakuser Dromio, und eine rot-gelb gescheckte, um sich in den Epheser Diener Dromio hineinzuwerfen und im Übrigen den einen wie den anderen in alle Slapstickereien und Wortklaubereien zu verwickeln und dabei immer den wahnwitzigen human tragikomischen Urgrund dieses Ich-Verlusts mitzuspielen – so wendet der ganze Abend unaufhörlich das Mitlachen ins Mitfühlen, das Zuschauen ins Denken, das Zuhören ins Erfülltsein vom Fugenweltgewicht dieser grotesk Zerissenen und Zerspaltenen. Zu witzig, so festlich, so überwältigend kann Theater sein, wenn es so ist wie hier. Dann ist es aller Mühe, Liebe und Freude wert. Und der Erinnerung sowieso. Mehr muss nicht sein. Jubel. Ovationen.
FAZ, 2.8.2015 - DIE KOMÖDIE DER IRRUNGEN
Verwechslungen, Verirrungen, Türe auf, Türe zu – William Shakespeare hat sich 1591 mit "Die Komödie der Irrungen" erstmals im komischen Fach versucht. Henry Mason hat das rar gespielte Stück für die Salzburger Festspiele neu übersetzt, zu einem circensischen Spaß mit musikalischer Überhöhung aufgepeppt und am Samstag bei den Salzburger Festspielen auf der Halleiner Perner Insel zu Wasser gelassen, ohne es zu versenken.
Die Komik gedeiht, weil Mason das Stück ernst nimmt. Nach zweieinhalb Stunden tollen alle Darsteller in dem mehr als knöcheltiefen Wasser herum, aus dem sich die runde Bühne (Michaela Mandel) erhebt. Wer sich eine kopfschwere Neudeutung gewünscht hat, der buht eben. Der übermächtige Rest des Publikums feiert die Leichtigkeit des Doppelbödigen, die Mason mit der Einbettung in die 50er Jahre gelungen ist.
OÖN, 3.8.2015 - DIE KOMÖDIE DER IRRUNGEN
Henry Masons nach dem „Sommernachtstraum“ zweite Arbeit für die Salzburger Festspiele setzt auf eine nestroyhafte Neuübersetzung, geschmeidigen Slapstick, viel Musik und eine wahre Ideenfülle.
Shakespeares frühes Stück – oft als unwichtig gescholten und selten gespielt – ist in Wahrheit eine meisterhaft gebaute (bzw. von Plautus geklaute) Verwechslungskomödie mit saftigen Figuren. Darüber hinaus erzählt sie von der Konstruktion von Identität: Ich bin ich, weil ich die anderen NICHT bin – was ist, wenn dann einer genau so ist wie ich? Und sie erzählt davon, wie der Verlust von sicherem Halt in der Wahrnehmung (die Zwillinge werden dauernd verwechselt, wissen aber selbst nichts davon) eine Gesellschaft kollektiv den Verstand verlieren lässt, bis man nach dem Exorzisten ruft.
Der aus England stammende Regisseur und Shakespeare-Experte Henry Mason hat für diesen spannenden Stoff eine neue Form gefunden und fuhr damit bei den Salzburger Festspielen völlig zu Recht einen Riesenerfolg beim Premierenpublikum ein.
Zum einen übersetzte Mason den Text neu (zum Teil in Reimen) und machte daraus wortspielfreudig und ohne Angst vor der Wuchtl einen ein wenig derben, aber sehr witzigen Nestroy. Wenn der Nestroy-gestählte, wieder einmal großartige Florian Teichtmeister als (ebenfalls verdoppelter) Diener Dromio unverschuldet durch die aberwitzigsten Kalamitäten stolpert und dabei Aphorismen aus der Hüfte schleudert, rechnet man jeden Moment mit einem Couplet zu aktuellen politischen Fragen: Gebrauchtabgeordneter, Bastlerhit!
Soweit geht Mason dann doch nicht. Aber er macht, und das ist sein zweiter gelungener Trick, aus dem Stück ein Musical. Eine hervorragende dreiköpfige Band liefert geschmeidigen Jazzschlager-Sound, und das Ensemble überrascht mit guten Gesangsleistungen.
Kurier, 2.8.2015 - DIE KOMÖDIE DER IRRUNGEN