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Von einer, die auszog, das Zaubern zu lernen
Wie aktuell Shakespeares «Sturm» sein kann, zeigt das Theater Bilitz Weinfelden in seinem neuen Stück «Die Insel». Raffiniert setzt es Henry Masons moderne Fassung um – das ist pure Poesie.
Abenteuer finden im Kopf statt. Das wissen Autoren, die Bücher oder Stücke für Kinder schreiben. Abenteuer sind aus Bildern und Tönen und Farben, sind wie Ausmalhefte, die jedes Kind auf seine Weise füllt. Henry Mason stellt solche Ausmalbücher auf die Bühne, und gern nimmt er Shakespeare als Vorbild, weil in Shakespeares Märchen all die Gefühle sind, die Kinder kennen.
Das Theater Bilitz hat für seine neue Produktion «Die Insel» gewählt, eines von Masons Ausmalbüchern. Und hat es als pure Poesie umgesetzt – so, dass an der Premiere nicht nur die Kinder «ah» und «oh» machten. Leuchtende Augen im ganzen Saal. ... Agnes Caduff, Roland Lötscher und Sonia Diaz reihen Bild um Bild auf eine Perlenschnur: Alles ist ineinander verwoben und bleibt doch klar erkennbar. Herrlich zuzusehen, wie die drei Spieler sich flugs von einer Figur in die nächste verwandeln, wie sie dies betonen und jenes in der Schwebe lassen. ...
Das Publikum klatscht und jubelt und jemand sagt: «Ich habe noch nie so gutes Kindertheater gesehen.» Alle Gefühle sind da: Trennung und Trauer, Verlorenheit, Schmerz und Sehnsucht. Und nirgends ein Zeigefinger.

St Galler Tagblatt, 20.2.2018 - DIE INSEL

Henry Mason hat für die Salzburger Festspiele Shakespeares „Komödie der Irrungen“ neu übersetzt und auf der Perner-Insel in Hallein mit einem wunderbar aufgelegten Ensemble inszeniert. Am Samstag war Premiere dieses wilden, unterhaltsamen und hochmusikalischen Abends, der die Ästhetik von Zirkus, Musical, Stummfilm mit Theaterzauber verschmilzt. [...]
Es ist eine Stärke von Inszenierung und Darstellern, dass sie sich voller Spielfreude und Fantasie auf die Komödie einlassen, darüber jedoch die Figuren nie als Karikaturen bloßstellen. Thomas Wodianka etwa zeigt immer wieder, wie hilflos sich Antipholus von Ephesus fühlt, dem nach und nach genommen wird, was bis dato sein Leben ausmachte: Frau, Haus, Name. Und Meike Droste ist als dessen Gattin Adriana eben nicht nur eine (sehenswerte!) Furie am Rande des Nervenzusammenbruchs, sondern lässt auch die Verletzlichkeit einer (scheinbar) Verlassenen aufblitzen. [...]
Mason inszenierte mit leichter Hand: Schauspieler, Musik, Bühne und Licht greifen scheinbar mühelos ineinander. [...] Als der falsche Antipholus bei der Frau seines Bruders zum Essen sitzt, während sich deren Gatte aus Frust, nicht in sein Haus gelassen zu werden, im Bordell vergnügt, schneidet Mason diese Szenen wie im Film aneinander: Licht-, Musik- und Darstellerwechsel ändern in Sekundenschnelle die Atmosphäre. Wie in diesen großartig gearbeiteten Momenten wirkt die gesamte Produktion beschwingt wie die Jazznummern, die die Darsteller singen, sobald ihre Figuren nicht mehr wissen, wohin mit den Gefühlen.

Merkur.de, 2.8.2015 - DIE KOMÖDIE DER IRRUNGEN

Bezaubernder Shakespeare im Wasserpark
Mit seiner Inszenierung hat der Brite Henry Mason – der 2013 in Salzburg einen etwas geschmäcklerisch im Society-Milieu angesiedelten „Sommernachtstraum“ zeigte – diesmal ein eindrucksvolles Gesamtkunstwerk geschaffen: Hier stimmt einfach alles, von der Bearbeitung – der Originaltext wurde mit viel Wortwitz angereichert – über die Psychologie, die präzis charakterisierten Figuren bis zur angelsächsischen Comedy.
Patrick Lammer, der mit dem Volkstheater-Ensemble u. a. „Comedian Harmonists“ und „Im weißen Rössl“ blendend einstudierte, sorgt mit seiner Band für Bar- und Musical-Atmosphäre. Jeder spielt mehrere Rollen in dieser Produktion, die Lust wie Schaulust bedient – und doch auch viel erzählt über Identitätsverlust, Entgeisterung, Wahn und Wahnsinn der Liebe. Starker Applaus mit einzelnen hartnäckigen Buhrufen.

Die Presse, 2.8.2015 - DIE KOMÖDIE DER IRRUNGEN

Zum hinreißenden Erlebnis wurde die gestrige erste Uraufführung [beim SCHÄXPIR Festival 2015]: Es ehrt Henry Mason, der heuer zum zweiten Mal bei den Salzburger Festspielen Shakespeare inszeniert – diesmal die "Komödie der Irrungen" auf der Pernerinsel –, dass er seinen Linzer Wurzeln die Treue hält und für das Theater des Kindes "Die Sommernachtsträumer" nach Shakespeare inszeniert. Sein Traumtheater für alle ab sechs Jahren sprüht vor Einfällen, Witz und Tempo, getragen von klingenden Reimen, die dem Meister zur Ehre gereichen. Ausstatterin Anna Katharina Jaritz hat ein atmosphärisches Bühnenbild mit vom Himmel hängenden Regenschirmen geschaffen – wenn das Feenpaar streitet, regnet es, also unentwegt. Originell: Pucks Rock aus gelben Gummihandschuhen. Mason bettet zentrale Motive in eine Rahmenhandlung um eine beinahe gescheiterte Hochzeit, einen liebenswert hyperaktiven Traumtänzer und eine kinderlose Feenkönigin. Erotisches wird, dem jungen Publikum gerecht, kurzerhand in Mutterliebe verwandelt. Das Ensemble strotzt vor Spielfreude: Markus Weitschacher als Energiebündel Willem, Simone Neumayr als überforderte Mutter wie quirliger Puck, Markus Schramm als Bräutigam wie listiger Oberon und Anna Maria Eder als verzagte Braut wie energische Titania. Seine Lichtkunst zelebriert Franz Flieger Stögner , die stimmige Musik ist von Marco Schädler.

OÖN, 27.6.2015 - DIE SOMMERNACHTSTRÄUMER

Ein Traum, in jeder Hinsicht, feierte gestern im Linzer Theater des Kindes Premiere. Henry Mason, eminenter Linzer Shakespeare-Kenner, verzauberte dessen „Sommernachtstraum“ in das lyrisch-fantastische Märchen „Die Sommernachtsträumer“.
Masons melodische Reime aus Shakespearscher Eleganz und blumiger Alltagssprache bezaubern Kinder wie Erwachsene. Begeisterter Applaus.

Neues Volksblatt, 27.6.2015 - DIE SOMMERNACHTSTRÄUMER

Ein zauberhaftes Bühnenfest: Mason lockt seine kleinen Besucher in das Reich der Feen und Waldgeister, der Trolle und Zauberer und (ent)führt sie mit traumtänzerischer Sicherheit und der Leichtigkeit eines (Shakespeare)Liebhabers in die kindgerechte Welt dieser klassischen Komödie. Dabei spielt er mit Sprache ebenso locker wie seine Darsteller, aus denen er ein Höchstmaß an schauspielerischer Präsenz kitzelt.
Markus Weitschacher etwa beginnt unter Masons Regie beinahe zu leuchten, sei es als phantasiebegabter Bengel oder später als verzauberter Esel mit einem schweren S-Fehler. Simone Neumayr, Anna Maria Eder und Markus Schramm teilen sich die ungezählten anderen Rollen in teils atemberaubenden Kostümen von Anna Katharina Jaritz. Alles in allem: ein Theaterfest – und beileibe nicht nur für Kinder.

Kronen Zeitung OÖ, 27.6.2015 - DIE SOMMERNACHTSTRÄUMER

Helle Begeisterung über ein ebenso poetisches wie optimistisches Märchen von Rafik Schami in der musikalischen Einkleidung durch die Komponistin Johanna Doderer. (...) Tatsächlich kann das Faszinosum des alten Guckkastentheaters durch nichts ersetzt werden. Und es zeigt sich, dass auch das jüngste Publikum mit staunenden Gesichtern das Spektakel verfolgt und keinen Moment unruhig zu werden droht. Johlende Begeisterung grüßt nach einer spannenden Stunde dann die Ausführenden. (...) Eitel Wonne angesichts einer Uraufführung, das hat man nicht alle Tage zu berichten.

Die Presse, 23.12.2015 - FATIMA, ODER VON DEN MUTIGEN KINDERN

Doderers Oper ist dramaturgisch zweifellos klug gebaut und durchsichtig instrumentiert – aber sie tönt so, als stamme sie aus der Mitte des vorletzten Jahrhunderts. (...) Zum Glück gleicht Henry Masons zwischen Humor und Direktheit vermittelnde Inszenierung solche Defizite aus. Da steht ein fieser Widerling auf der Bühne, der die Kinder lockt, wie bei den Grimms der Wolf mit seiner Kreidestimme – Sorin Coliban überzeugt als ebenso listiger wie brutaler Schlossherr. Auch Carlos Osuna gelingt es eindringlich, die Verwandlung vom fröhlichen Hassan in ein verzweifelt-graues Mäuschen zu vermitteln. Und der liebreizenden Fatima von Andrea Carroll, die den Schlossherrn mit dessen eigenen Mitteln um den Finger wickelt, fliegen zu Recht die Herzen des jugendlichen Publikums zu. Ihre sichere Stütze finden die drei Protagonisten in Benjamin Bayl am Pult des klangschön musizierenden Bühnenorchesters der Wiener Staatsoper.
Als am Ende die Träume – in Gestalt der Kinder des Chors der Opernschule der Staatsoper, die mit flatternden Plisseeumhängen dem Gefängnis entweichen wie bunte Schmetterlinge – von Fatima wieder zu ihren grau gekleideten Eignern zurückgebracht werden, da kennt der Jubel der begeisterten Kinder im Publikum keine Grenzen. Eine perfekte Weihnachtsgeschichte.

FAZ, 27.12.2015 - FATIMA, ODER VON DEN MUTIGEN KINDERN

Doderer hat für das Große Haus farbenreich und tonal komponiert. Aus den bunt schillernden Orchesterstrukturen spricht sicherstes Handwerk, in den Arien tauchen zugängliche Melodien auf. Alles stimmig und gut gemacht, und es bindet die Aufmerksamkeit der Kinder doch im Großen und Ganzen gut. Hilfreich die Regie: Auf der großen Bühne begeistern Kuh und Pferd auf Rädern. Die Inszenierung von Henry Mason lässt aber auch den Schlossherrn, der gerne liegt, wenn er nicht gerade Träume frisst, schön monströs und gemein geraten. Sorin Coliban ist der ideale Gruselmann und Widerpart des Kinderchors der Staatsoper und von Andrea Carroll. Als Fatima ist sie eine quirlige Dame, resolut und glanzvoll auch vokal. Dirigent Benjamin Bayl sorgt für einen farbenreichen Sound und animiert das Orchester zu elastischer, präziser Arbeit. Ziemlich viel Applaus.

Der Standard, 24.12.2015 - FATIMA, ODER VON DEN MUTIGEN KINDERN

"Fatima" ist somit schlicht ein Meisterwerk jenseits aller musikalischen Schubladen und wird – diese Prophezeiung sei gewagt – auch den Weg auf andere Opernbühnen finden. Hoffentlich dann auch in einer so feinen Inszenierung wie jener von Henry Mason, der in der Ausstattung von Jan Meier auch mit dem Theater an sich spielt und auf die Fantasie des Publikums vertraut. Requisiten werden da sichtbar hin- und hergeschoben, vom Bett bis zur Badewanne, von der Kuh bis zum Pferd tut sich eine magische Welt auf, die aber immer auch sinnliches Theater bleibt.

Kurier, 24.12.2015 - FATIMA, ODER VON DEN MUTIGEN KINDERN

Zauberhaft: „Die automatische Prinzessin“ im Theater der Jugend
In eine Zeit, in der es im Orient noch „schön war und friedlich und froh“, in der Teppiche fliegen konnten und Wünsche von einem Feuergeist aus der Flasche erfüllt wurden, entführt das Theater der Jugend in seiner neuen Produktion „Die automatische Prinzessin“ von Henry Mason, der sein an Geschichten aus „1001 Nacht“ angelehntes Stück am Freitagnachmittag in Wien zur Uraufführung brachte. (...) Für „Die automatische Prinzessin“ hat der geborene Brite Mason Motive aus den Erzählungen aus „1001 Nacht“ gewählt und kunstvoll ineinander verwoben. Was einst Prinzessin Scheherazade dem König erzählte, um von ihrer geplanten Ermordung abzulenken, wird im Theater der Jugend zu einem packenden Märchen (fast) fern jeglicher Blutrünstigkeit. (...)
Das fünfköpfige Ensemble schafft es mithilfe der liebe- wie fantasievollen Kostüm-Ausstattung von Anna Katharina Jaritz, blitzschnell zwischen mehr als zwei Dutzend Rollen zu wechseln. (...) Liebevolle Details wie etwa ein zu einer Möwe umgestalteter Kindergummistiefel, eine leuchtende Schatzkiste oder zu Schlangen umfunktionierte Seile komplettieren eine im wahrsten Sinne des Wortes zauberhafte Produktion, die den jungen Zuschauern (ab 6 Jahren) nicht nur die Mythen des Orients näherbringt, sondern auch ein starkes Frauenbild vermittelt. Langer Applaus für einen sehr gelungenen Abend.

APA/Tiroler Tageszeitung Online, 13.2.2016 - DIE AUTOMATISCHE PRINZESSIN

Eben erst hat Henry Mason an der Wiener Staatsoper das persische Märchen „Fatima“ von Johanna Doderer inszeniert. Nun begibt er sich für das Theater der Jugend – in den letzten Jahren sein „Stammhaus“ – noch viel tiefer in die Welt orientalischer Phantastik, Mystik und Komik. Er hat eine Unzahl von Motiven aus „1001 Nacht“ zu dem überbordenden Stück „Die automatische Prinzessin“ zusammengefügt, das im Renaissancetheater mit triumphalem Erfolg herauskam.
Zu den bekannten Motiven – Aladins Wunderlampe ist ebenso dabei wie der fliegende Teppich (szenisch höchst drollig gelöst), scheußliche Fabeltiere und skurrile Verwandlungen – hat Mason eine eigene Geschichte geschaffen, die sich im Grunde vor allem um die Emanzipation dreht. (...)
Wie immer bei Henry Mason werden die Schauspieler bis auf äußerste gefordert: Unglaublich, dass er einen wahren Kosmos von Gestalten (Menschen plus Tiere, plus Geister) von nur fünf Darstellern verkörpern lässt! Die Blitzumzüge allein sind Meisterleistungen. Zauberhaft die beiden jungen Damen Sandra Lipp und Claudia Kainberger, wahre Temperamentsbomben. Herrlich in „allen Rollen“, ob jung, ob alt, ob gut, ob böse, ob ein Sofa, ob ein Automat, die Herren Frank Engelhardt und Stefan Rosenthal. Und dazu das Komiker-As des Abends: Christian Graf, köstlich schon als Mutter (auf dem fliegenden Teppich!), hinreißend als Dschinn, ganz in Gelb – der zeigt, was so ein Flaschengeist drauf hat!
Den Schauspielern kann man nur bestätigen: Wer in einer Henry-Mason-Inszenierung besteht, der wird auf seinem Berufsweg vermutlich auf keine unüberwindlichen Schwierigkeiten stoßen… Das Publikum empfing die Aufführung mit einem Jubelschrei.

Der neue Merker, 13.2.2016 - DIE AUTOMATISCHE PRINZESSIN

Nein, das wissen nicht nur die Pixar-Studios: dass, was man für Kinder produziert, auch von Erwachsenen konsumiert wird, weshalb ein guter Film, ebenso wie ein gutes Theaterstück für Kinder, auf mehreren Ebenen funktionieren sollte. Henry Mason, der schon in der Vergangenheit für hervorragende Produktionen im Theater der Jugend verantwortlich gezeichnet hat und nun das von ihm nach Motiven der Geschichten aus „1001 Nacht“ gefertigte Stück „Die automatische Prinzessin“ selbst inszeniert, streut eine ganze Menge Verweise und Scherze für uns Begleitpersonen ein: den Witz vom Dschinn und dem Gin Tonic etwa. Oder den kurzen, wehmütigen Satz über die vergangene Schönheit Bagdads. Den die Kinder nicht verstehen werden, genauso wenig, wie sie ahnen können, dass „Die automatische Prinzessin“ auch als Kommentar auf die Rolle der Frau in der islamischen Welt gelesen werden kann.
Doch die Botschaft, wie denn die Unterdrückung von Frauen und Mädchen so funktioniert, kommt auch so an, da braucht man keine Nachrichten verfolgt zu haben: Im Mittelpunkt des Stücks stehen zwei Schwestern, die mit ihrer Mutter gemeinsam einen Laden im Bazar betreiben, ein ganz kurioses Geschäft ist das, mit allerlei Kostbarem und Seltsamem aus fernen Ländern, das der Herr Papa von seinen Reisen so mitgebracht hat. Ein heiteres Leben! Bis der alte Kalif stirbt. Der junge übernimmt die Macht – und verbietet als erste Amtshandlung den Frauen, Geschäfte zu führen. Sie seien zu zart, um Handel zu treiben und zu feilschen. Ja, so ist sie, die Frauenfeindlichkeit, sie nimmt, ob in Ost oder West, gern die Beschützerpose ein.
Nun wird es gefährlich, denn Papa ist noch auf Reisen, die Mädchen (Sandra Lipp und Claudia Kainberger) wollen sich nicht fügen, es folgt eine wilde Verfolgungsjagd durch die Palastwache, die darin gipfelt, dass die Wache sich vor den Mädchen erschreckt, einer von vielen kleinen, entzückenden Momenten, die diesen Theaternachmittag ausmachen, in dessen Mittelpunkt die automatische Prinzessin steht: Sie ist eigentlich ein Apparat, von einem Zauberer erschaffen, der sich vor lebendigen Frauen fürchtet – wieder eine Variante der Misogynie. Diese schnarrende, glitzernde Kreatur sagt zu jedem Mann, der ihr nahekommt: „Du bist mein Gott.“ Was auch den Feuergeist, eigentlich ein lieber Kerl, maßlos bauchpinselt.
Ein Sonderlob gebührt Bühne (Michaela Mandel) und Kostüm (Anna Katharina Jaritz), die eine orientalisch-okzidentale Wunderwelt hingezaubert haben, in der sich Pickelhaube mit Pluderhose, Monokel mit Turban mischt und ein altes Hippie-Gefährt als Bagdader Kramladen dient. Und den Schauspielern, von denen fast alle zeigen dürfen, dass man als Mann eine Frau, als Frau einen Mann darstellen kann, so natürlich, dass man sich etwa keine bessere Dalilah vorstellen kann als die von Christian Graf gespielte. Als ginge es auch auf dieser Ebene darum, die Quintessenz des Stücks zu verdeutlichen: dass es „egal ist, ob Mann, Frau, Sofa oder Feuergeist“ – also zumindest in einer Welt, in der es Feuergeister gibt und so ein Sofa in Wirklichkeit ein verwandelter Vater ist.

Die Presse, 14.2.2016 - DIE AUTOMATISCHE PRINZESSIN

Zwei alte Männer mit bodenlangen Bärten behaupten, sie seien einmal junge Mädchen gewesen. Einen reizvolleren Beginn einer Theatervorstellung kann es nicht geben! Da hüpft das Transgender-Herz genauso, wie das Gehirn der Fantasy-Freunde bebt. Zugetragen haben sich die in der Folge erzählten Ereignisse in Bagdad in einer längst vergangenen Zeit, als es dem Kalifen einfiel, den Frauen der Stadt jede außerhäusliche Tätigkeit zu verbieten.
Die Flucht der Protagonistinnen führt entlang von Motiven aus den Märchen von Tausendundeiner Nacht an wundersame Schauplätze und zu seltsamen Begegnungen, die Henry Mason (auch Regie) zu einer prallen Geschichte zusammengebaut hat: ein Erlebnisparcours für Menschen, die von den Grenzen (z. B. der Realität) nur bedingt etwas halten.
Ein Schiffskapitän mit drei Meter Bauchumfang; eine Wäscherin mit fünf Meter Hüftumfang (Kostüme: Anna K. Jaritz); ein sprechender Kopf; ein Magnetberg, der den Segelschiffen in einer schönen Slapstickszene alle Nägel zieht; eine Schlangenhöhle; eine Wunderlampe mit Geist; fliegende Teppiche; Menschengulasch; ein sprechendes Sofa; der gigantische Vogel Rokh und die gefährlichen Wâk-wâk-Inseln: All das gehört zur Automatischen Prinzessin.
In Masons Neuverdichtung alter Fabeln liegt viel Potenzial. Das Stück haucht alten Motiven ganz cool neues Leben ein. Und es überwindet Grenzen: zwischen den Kulturen, den Geschlechtern, zwischen Mensch und Maschine, zwischen Realität und Fiktion.

Der Standard, 16.2.2016 - DIE AUTOMATISCHE PRINZESSIN

Fliegende Teppiche, der Riesenvogel Rokh, eine Wunderlampe samt ausgeflipptem Dschinn, die verwunschene Insel Wak-Wak, die geheimnisvolle Messingstadt - Regisseur Henry Mason entfaltet im Theater der Jugend mit diesen Ingredenzien einen fantastisch-magischen Erzählraum.
Sein Stück "Die automatische Prinzessin", das zwei Schwestern auf eine wilde Reise durch einen wundersamen Orient schickt, ist frei erfunden, doch Regisseur und Autor Mason nimmt viele Anleihen bei der Märchensammlung "1001 Nacht". Der freie Umgang mit der Vorlage ist naheliegend, schließlich gibt es kein Original, vielmehr wurde die Geschichtenkollektion von vielen Erzählern über die Jahrhunderte hinweg erweitert, umgeschrieben - und prägt bis heute das Bild eines mythischen Orient.
Im Theater der Jugend genügen Mason wenige Mittel, um sagenumwobene Regionen heraufzubeschwören, dabei kommt Objekttheater effektvoll zum Einsatz: Ein umgestülpter Gummistiefel stellt eine Möwe dar, ein Seidenvorhang wird zum Monstervogel, ein Teppich auf Rädern wird zum Flugobjekt, leuchtende Fäden markieren den Meeresgrund. Im Zentrum der Bühne von Michaela Mandel steht ein wandlungsfähiger VW-Bus, der Gefährt, Wohnraum, Kaufmannsladen und vieles mehr darstellt.
Das fünfköpfige Ensemble, allen voran Christian Graf als exzentrischer Dschinn, verkörpert eine Vielzahl an Rollen. Die verschlungenen Handlungsfäden werden episch, also mit den Mitteln des Erzähltheaters, entwirrt. Die zweieinhalbstündige Aufführung ist überbordend, maßlos und nimmt schier unglaubliche Wendungen - und trifft damit die Faszination der Geschichten aus "1001 Nacht" punktgenau.

Wiener Zeitung, 17.2.2016 - DIE AUTOMATISCHE PRINZESSIN

Ganz nach der Erzählweise von 1001 Nacht schuf Mason mit Versatzstücken aus diesem arabisch-indisch-persischen Klassiker ein Kaleidoskop von verschiedenen Geschichten, die höchst kunstvoll ineinander verwoben sind. Dabei verströmen die farbenprächtigen und zugleich witzigen Kostüme von Anna Katharina Jaritz mehr als nur einen Hauch orientalischer Romantik. Alleine das Bühnenbild und die Kostüme sind einen Besuch der Vorstellung wert. Sie sind reinstes Augenfutter, von dem man nicht genug bekommen kann. (...)
Der Subtext, in dem die Überzeugung transportiert wird, dass Mädchen und Frauen dem männlichen Geschlecht in nichts nachstehen und ihre Unterdrückung reine Willkür ist, kommt nicht mit dem pädagogischen Zeigefinger daher. Eingebettet in das turbulente Geschehen, das dem Ensemble ungezählte Rollenwechsel abverlangt, sind die Unternehmungen der beiden Kinder, die darauf abzielen, ein freies und unabhängiges Leben führen zu können, völlig plausibel. (...)
„Die automatische Prinzessin“ entführt in eine versunkene Welt ohne elektronische Gadgets, die so kraftvoll und pur wirkt, wie ihre schillernden Charaktere. Die Inszenierung macht Lust, selbst Abenteuer zu erleben und sei es auch nur beim Schmökern in den Geschichten von 1001 Nacht.

European Cultural News (Online Magazin), 17.2.2016 - DIE AUTOMATISCHE PRINZESSIN

Überaus dubios und famos gespielt: „Familiengeschäfte“ von Alan Ayckbourn am Stadttheater Klagenfurt. Ein Vergnügen mit finsteren Seiten.
(...) In der Inszenierung von Henry Mason ist man sofort mittendrin im Geschehen. In der Familie, somit in der Firma, was zügig auf einen Mafiaclan hinausläuft. Dafür hat Mason ein famoses Team um sich geschart. Wie Alexander Jagsch als Jack zunächst noch zögernd Prinzipien über Bord wirft, dann aber innerhalb von Minuten moralisch verfällt, das ist sehenswert. (...)
Ein wunderbar auf Prototypen (von Macher bis Abseiler) eingestelltes Ensemble bringt die Komödie mit beachtlichem Drive in die Pause (...) Nach drei Atunden Korruption kassieren die „Familiengeschäfte“ knackigen Applaus vom Premierenpublikum.

Kleine Zeitung, 30.4.2016 - FAMILIENGESCHÄFTE

Der Mensch hat seinen Göttern seit jeher einen Strauß menschlicher Sehnsüchte und Nöte in die Hand gedrückt. Götter sind zum Erhöhen da, damit wir nicht so erniedrigt dasitzen, wenn die Welt den Bach runtergeht. In Henry Masons vor Fantasie strotzender Komödie "Wie man Götter dämmert" hängen die Überirdischen selbst in den Seilen. Sie haben zu lange nichts anderes als ihre Eitelkeiten gepflegt. Aber mit der Unsterblichkeit ist es Essig, wenn die Äpfel der ewigen Jugend nicht mehr nachwachsen.

Mason hat die dreistündige Komödie (mit Pause) um die göttlichen Wikinger-Mythen auch selbst inszeniert. Am Mittwoch fand in Helfenberg die Uraufführung statt.

Eines vorweg: Das Ensemble ist ein Kraftwerk, das auf einer dem Publikum zugeneigten Rampe (Bühne: Harald Bodingbauer) Sätze, Pfiffigkeiten und triviale Witzchen ("Alles hat ein Ende, nur die Wurst ...") wie Blitze einschlagen lässt. Keine Anspielung auf aktuelle Machtstrukturen ist zufällig, alles ist als Metapher zu lesen, welch unglückliches Händchen der Mensch bei der Wahl seiner Götter hat.

Oben die Oberen – unten wir, der Kollateralschaden, der uns auf der Bühne als "Chor der Normalsterblichen" (Helfenbergs routinierte Laiendarsteller) vertritt. Halb Riese, halb Gott, ist Loki (Christian Graf) einer, dem weder die Welt noch der Himmel traut. Der Feuertrickser und Lügenpriester wird in der Götterfamilie nolens volens wieder aufgenommen. Sein Blutsbruder und Übervater Odin (Alfred Rauch) hat die Zügel schleifen lassen, aber zusammen mit seiner Frau Frigg (Doris Hindinger) und deren Sohn, dem sonnigen Baldur (Matthias Hacker), pressen sie Loki ins Team. Zur Hochzeit jubeln sie ihm aber doch statt der anmutig Ewige-Jugend-Äpfel produzierenden Goldhaar-Schönheit Freya (Daniela Dett) die überwuzelte Sigyn (Göttin der Treue/Barbara Spitz) unter, und Loki entlarvt sich alsbald als korruptes Gfrast. Freia-Dienerin Gullveig (Simone Neumayr) ist längst vom Riesen-König Thiassi (Markus Weitschacher) als Spionin eingeschleust. Da kann Thor (Alexander Jagsch) noch so den Hammer schwingen und der blinde Hödur (Rafael Schuchter) auf das Gute hoffen. Die Spirale dreht sich ob Lokis bestialischer Kinder (Schlange, Wolf und schreckliches Mädchen – allesamt prächtige Puppen von Rebekah Wild) in einer beklemmend trashigen Schlacht der Apokalypse entgegen. Ein wort- und spielverliebter Abend für Herz, Hirn und dickes Sitzfleisch. Viele applaudierten ausgelassen im Stehen.

OÖ Nachrichten, 28.7.2017 - WIE MAN GÖTTER DÄMMERT

Dieser Kuno kann Kindertheater: Uraufführung von Henry Masons "Kuno kann alles" für Kinder ab 4 im Theater des Kindes.

Zwei Stecken und ein Haufen Fantasie – das ist alles, was es braucht, und Kinder tauchen in die wunderbarsten Welten ein. Wenn es zwei Schauspieler gibt, die Stecken zu einem bekletterbaren Gerüst veredelt wurden und die Fantasie von Henry Mason im Spiel ist – dann dürfen die Erwachsenen gleich miteintauchen in eine Welt, in der Drachen und Abenteuer locken.
"Kuno kann alles" heißt das Stück von Henry Mason für Kinder ab vier Jahren, das am Freitag im Theater des Kindes seine Uraufführung erlebte. Kuno, das ist ein vorlautes, aber liebenswertes Kerlchen, ein Dauer-Quatschkopf mit großer Klappe, großen Plänen und kleinem Zuhör-Potenzial. Kuno kann Kung-Fu, 100 Kugeln Eis essen, ohne Bauchweh zu bekommen, und neue Eissorten erfindet er auch noch. Matthias Hacker versprüht ab Sekunde eins Energie, verbiegt sich, singt und zeigt sein komisches Talent nicht nur, wenn er Fliegen mit der Zunge fängt.
Ihm hinterher stapft Parade-Nerd Karo (Simone Neumayr): Brille, dicke Zöpfe, karierter Rock und ihren Koffer mit sieben Sachen im Schlepptau. Die Angst steht ihr ins Gesicht geschrieben, als Kuno ankündigt, das Ziel sei es jetzt, einen Drachen zu jagen. Weil erstens, er hat gar keine Angst, zweitens, er glaubt, Karo kann nichts Besonderes und drittens, Kuno kann doch eh alles!
Die Abenteuerreise auf dem, unter dem und in dem wandelbaren Klettergerüst, das Michaela Mandel konzipiert hat, ist eine turbulente, kurzweilige Angelegenheit, eine voll Witz und gewürzt mit jenen Slapstick-Einlagen, die junge Besucher so lieben. Die Älteren dürfen sich auch an den starken, einprägsamen Bildern und wunderbar altmodischen Tanzzitaten (Musik: David Wagner) erfreuen, in denen der Salzburger-Festpiel-erprobte Regisseur Henry Mason seine Darsteller immer wieder präsentiert.
Die erste Hälfte des Stücks spielt Neumayr ohne Worte und erzählt mit ihrer Körpersprache doch mehr als andere an einem Abend. Erst im Angesicht des Ungeheuers findet sie ihre und auch noch gleich die Drachensprache wieder, und die ist dann herrlich komisch. Am Ende ist klar: Kuno kann nicht alles, Karo viel mehr – und zu zweit klappt’s am besten.
Theater für die Kleinsten auf höchstem Niveau, auf das dürfen sich die Besucher im Linzer "Theater des Kindes" schon lange verlassen. "Kuno kann alles" ist wieder ein wunderbares Stück, herrlich gespielt und gewitzt inszeniert. Ein Stück, das auch die Kleinen nicht überfordert, sondern verständlich, schnörkellos und temporeich erzählt und einen vergnüglichen Theaternachmittag garantiert.

OÖ Nachrichten, 21.10.2017 - KUNO KANN ALLES

Karo und Kuno erobern die Herzen

Regisseur Henry Mason hat sich für die kleinen Theaterbesucher ein tolles Stück ausgedacht. ... Dass Kuno fast alles und Karo so einiges drauf hat, sorgt für Vergnügen im Linzer Theater des Kindes. ... Am Ende geht es um Freundschaft, die am besten funktioniert, wenn jeder seine Talente einbringen kann. Und zu zweit meistert man brenzlige Situationen sowieso immer am besten. ...
Matthias Hacker als sympathischer Angeber und Simone Neumayr als anfänglich verzopfe Karo erobern sofort die Herzen der Zuschauer. Ausgestattet mit feinfühligem, cleverem, offenherzigem und spritzigen Spieltrieb sorgen sie für viele Lacher. Zudem glückt es, die Fantasiewelt, die sie durchklettern, -schwimmen und -kriechen ganz echt rüberzubringen. Eine tolle Inszenierung!

Kronen Zeitung, 21.10.2017 - KUNO KANN ALLES